Review - German "Hier geht es in Abhandlungen namhafter Autoren um die Vielschichtigkeit von Mendelssohns Personlichkeit mit Beitragen zur Pragung durch Goethe, zum Rom-Erlebnis der Schwester Fanny, zu den Streichquartetten Mendelssohns, zu seinen Potenzen als Briefschreiber, als Zeichner und Maler, zu seiner breitenwirksamen Rolle als Leiter der Niederrheinischen Musikfeste, zum Profil des Vaters Abraham und schliesslich im spannenden Gegenuber einerseites ""Mendelssohn der Theologe. Bemerkungen zu seinen Oratorien und Oratorienplanen"", andererseits ""Die erste Walpurgisnacht - ein bedeutender Sonderfall in Mendelssohns Schaffen"". Bei Ersterem eroffnet der Gottinger Musikwissenschaftler Martin Staehelin in der Konzeption der drei Oratorien ""Paulus"", ""Elias"" und ""Erde, Himmel, Holle"" (""Christus"") eine konzise Deutungsperspektive als Trilogie, welche ihren Kulminationspunkt in einem Christus-Oratorium finden sollte. Bei Georg Brochardts Besprechung der schon 1831 in Rom konzipierten ""Walpurgisnacht""-Kantate, spater noch mehrfach umgearbeitet, drangt sich demgegenuber die ""hochsymbolische"" Deutung in den Vordergrund, dass hier dem an den Rand bzw. ins Ghetto gedrangten Judentum eine Stimme verliehen wurde.""Konrad Klek In: Theologische Literaturzeitung. 135 (2010) Heft 12. S. 1423.-""Das Umfeld, in dem sich Mendelssohn bewegte, wird auch im nunmehr bereits zweiten Sammelband ""Hamburger Mendelssohn-Vortrage"" beleuchtet. Dabei handelt es sich um Schriftfassungen von insgesamt neun Vortragen, die in regelmassigen Abstanden im Rahmen der Internationalen Felix Mendelssohn Bartholdy-Gesellschaft in Hamburg in den letzten Jahren gehalten wurden: Texten uber das Verhaltnis zu Personen wie Goethe (Eckart Klessmann), Fanny Hensel (Magda Marx-Weber) und Abraham Mendelssohn Bartholdy (H.-G. Klein) stehen Bemerkungen zu speziellen Themenbereichen gegenuber. Den Fokus bilden Mendelssohns Streichquartettschaffen (Friedhelm Krummacher), die Ballade ""Die erste Walpurgisnacht"" (Georg Borchardt), Mendelssohn Theologie-Verstandnis, dargestellt anhand der Oratorien und Oratorienplane (Martin Staehlin), sein Wirken in Dusseldorf und fur die Niederrheinischen Musikfeste (Jurgen Simon), seine Verdienste als Briefschreiber (H.-G. Klein) und - durch etliche, teilweise farbige Abbildung illustriert - Uberlegungen zu Mendelssohns Aktivitaten als Zeichner und Maler (Dorothea Schroder). Die Vielfalt der Themen und der unterschiedliche Zugang der Referenten zur Kunstlerpersonlichkeit Mendelssohn machen den Reiz dieser inhaltlich wie optisch ansprechenden Publikation aus.""In: Osterreichische Musikzeitschrift. 7/2009. S. 30.-""Felix Mendelssohn Bartholdy - ein Hamburger: Dass der Komponist 1809 in der Hansestadt geboren wurde, ist auch in Musikerkreisen eher unbekannt, wird sein Name doch eher mit Berlin oder Leipzig assoziiert. In Hamburg findet sich allerdings auch der Sitz der Internationalen Felix Mendelssohn Bartholdy-Gesellschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Leben und Schaffen des Musikers zu erforschen und einer interessierten Offentlichkeit zuganglich zu machen; sie tut dies mit erlesenen Vortragen und mit deren Veroffentlichung, die nun von Hans Joachim Marx in einem zweiten Band vorgelegt wurde. Die Arbeiten befassen sich allerdings nicht nur mit dem Komponisten, sondern auch mit dem Verfasser zahlloser Briefe, mit dem Zeichner und Maler - und lassen einmal mehr erkennen, dass Mendelssohn auch mit der Sprache und dem Bild souveran und kreativ umgehen konnte.Dem Ansatz der Vortragsreihe entsprechend ist nicht nur die Thematik, sondern auch die Intensitat der Auseinandersetzung mit Mendelssohns Schaffen sehr unterschiedlich - wie die Ansatze der Ausfuhrungen. Den Lowenanteil bilden musikwissenschaftliche Beitrage, unter denen die Arbeit des Kieler Mendelssohn-Doyens Friedhelm Krummacher nicht nur ihres Umfangs wegen an erster Stelle zu nennen ist. Krummacher, der sich seit Jahrzehnten immer wieder zu Mendelssohns Kammermusik zu Wort meldet und dieser erhebliche Teile seines wissenschaftlichen Lebenswerkes gewidmet hat, gewahrt mit seinem Beitrag Krisen und Losungen: Ober Mendelssohns Streichquartette nicht nur einen Blick in die Komponierstube Mendelssohns, sondern auch in die Arbeitsstube Krummachers. Ausgehend von einem provokanten Titel - der Name Mendelssohn lasst sich auf den ersten Blick kaum mit Krisen in Verbindung bringen - erortert Krummacher in drei Schritten die Auseinandersetzung mit der fur die Kammermusik zentralen Gattung Streichquartett, indem er zunachst Mendelssohns Auseinandersetzung mit dem grossen Vorbild Beethoven, dann Losungsansatze in den Quartetten op. 44 und schliesslich im spaten Quartett op. 80 darstellt, also in Werken, die allesamt in krisenhaften Lebenssituationen des Komponisten entstanden sind. In dieser Form, die fur den Laien nachvollziehbar wie fur den Fachmann instruktiv ist, setzt sich auch Martin Staehelin mit dem Schaffen Mendelssohns auseinander: Seine Bemerkungen zu seinen Oratorien und Oratorienplanen stellen Mendelssohn tatsachlich insofern als Theologe dar, als Staehelin ohne Muhe nachweisen kann, dass die Textbearbeitungsansatze fur Paulus, Elias und das unvollendet gebliebene Oratorium Christus auf ein tiefes theologisches Verstandnis des Komponisten schliessen lassen - und dass seine Texteingriffe weit uber die Vorstellungen Schubrings oder Klingemanns hinausgegangen sind. Georg Borchardt schliesslich nahert sich der ersten Walpurgisnacht und damit einem nach wie vor eher unbekannten Sonderfall im mendelssohnschen Schaffen eher kursorisch und uber die Textvorlage Goethes.Dass Felix Mendelssohn ein begnadeter Maler gewesen ist und ihm dieses zweite Talent unter anderem zu einem Kontakt mit seiner spateren Ehefrau verholfen hat, ist vielerorts nachzulesen; wie die bildkunstlerischen Kunstwerke des Komponisten tatsachlich wirken, ist in diesem Band auch aufgrund seiner hohen drucktechnischen Qualitat und des edlen Papiers wegen erfahrbar: Dorothea Schroder ordnet den Komponisten als Zeichner und Maler auch unter kunstgeschichtlicher Perspektive, vor allem aber in den Kontext seiner Malerfreunde ein. Ihrem Text ist eine wahre Fundgrube an Abbildungen von Mendelssohns Werken beigegeben. Dem fleissigen Briefschreiber Mendelssohn widmet sich Hans-Gunter Klein in einer instruktiven, gut lesbaren Einfuhrung, aber auch Eckart Klessmann, der den Kontakt von Goethe und Mendelssohn in den Mittelpunkt seiner Ausfuhrungen stellt. Ausfuhrungen zu Personlichkeiten, die Mendelssohn nahe standen, und Orten, an denen er wirkte, erganzen die thematische Vielfalt des Bandes. Jurgen Simon stellt bundig das Verhaltnis Mendelssohns zur Rheinmetropole Dusseldorf und den dort beheimateten Niederrheinischen Musikfesten dar, Magda Marx-Weber erortert das Rom-Erlebnis der Schwester Fanny, das auch Auswirkungen auf das Schaffen Mendelssohns (und nicht zuletzt auf Fannys eigene Musik) haben sollte, und Hans-Gunter Klein hat sich dankenswerterweise dem Vater Abraham Mendelssohn Bartholdy zugewendet - einem Mann, der mehr Beachtung verdient als nur das eigene Attribut, er sei zuerst der Sohn eines Vaters und spater der Vater eines Sohnes gewesen: Gerade im Zusammenhang mit der inzwischen interdisziplinar geführten Debatte um Konversion und der Konfessionsfrage innerhalb der Familie Mendelssohn und ihrer Wirkung auf das Schaffen Felix Mendelssohns spielt die Figur Abraham Mendelssohn eine entscheidende Rolle, die Klein anschaulich darzustellen vermag.""In: Die Tonkunst. 3 (2009) Nr. 2. S. 233-234."