Eine schachtel voller glück (Twenty Wishes)

Eine schachtel voller glück (Twenty Wishes)

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Eine schachtel voller glück (Twenty Wishes)

eBookGerman-language Edition (German-language Edition)

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Overview

Anne Maries gemütlicher Buchladen in der bunten Blossom Street läuft gut. Sie fühlt sich hier wohl, aber so richtig glücklich ist sie schon lange nicht mehr. Anne Marie beschließt, etwas zu ändern. Zwanzig Wünsche schreibt sie auf: Dinge, die sie schon längst einmal hätte tun wollen. Plötzlich nimmt sie das Leben von einer ganz anderen Seite wahr, entdeckt seine Schönheit und lernt, dass sich Wünsche nicht immer so erfüllen wie erwartet …

»Debbie Macomber schreibt so selbstbewusst und zuversichtlich, dass ihre Geschichten so einladend sind wie ein gemütlicher Lesesessel.«
Publishers Weekly

»Selbst die unromantischsten Leser werden sich mit den Frauen in dieser hoffnungsvollen Geschichte verbunden fühlen, während sie sich heimlich eine Träne wegwischen und ihre eigene Wunschliste beginnen.«
Booklist


Product Details

ISBN-13: 9783955768010
Publisher: MIRA Taschenbuch
Publication date: 04/03/2018
Series: Blossom Street (Foreign Language Editions) Series , #6
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 416
File size: 3 MB
Language: German

About the Author

About The Author
SPIEGEL-Bestsellerautorin Debbie Macomber hat weltweit mehr als 200 Millionen Bücher verkauft. Sie ist die internationale Sprecherin der World-Vision-Wohltätigkeitsinitiative Knit for Kids. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Wayne lebt sie inmitten ihrer Kinder und Enkelkinder in Port Orchard im Bundesstaat Washington, der Stadt, die sie zu ihrer Cedar Cove-Serie inspiriert hat.

Hometown:

Port Orchard, Washington

Date of Birth:

October 22, 1948

Place of Birth:

Yakima, Washington

Education:

Graduated from high school in 1966; attended community college

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Es war sechs Uhr am Abend, und es war Valentinstag. Ein Zeitpunkt, zu dem man eigentlich feiern sollte – so wie früher, als sie und Robert noch verheiratet gewesen waren. Als Robert noch lebte. Aber heute Abend, am romantischsten Tag des Jahres, war Anne Marie Roche allein. Sie drehte das Schild in der Tür von Blossom Street Books auf Geschlossen. Ihr Blick streifte die Schaufensterauslage zum Valentinstag mit den ausgeschnittenen Papierherzen, den roten Luftballons und der Sammlung von Liebesromanen, die sie nicht mehr las. Dann schaute sie nach draußen. Die Abenddämmerung senkte sich über Seattle, und die Straßenbeleuchtung erwachte flackernd zum Leben.

Tatsache war: Anne Marie hasste ihr Leben. Na schön, Hass war ein etwas zu starkes Wort für das, was sie empfand. Immerhin war sie gesund, noch verhältnismäßig jung – achtunddreißig –, attraktiv und finanziell abgesichert; obendrein gehörte ihr der beliebteste Buchhandel im Viertel. Aber sie hatte niemanden, den sie lieben konnte. Niemanden, der sie liebte. Sie gehörte nicht mehr zu etwas, das größer war als sie selbst. Jeden Morgen, wenn sie aufwachte, fand sie das Bett neben sich leer vor, und sie glaubte nicht, sich an dieses Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Verlassenheit jemals gewöhnen zu können.

Ihr Mann war vor neun Monaten gestorben. Rein technisch betrachtet, war sie also Witwe, obwohl sie und Robert bereits in Trennung gelebt hatten. Trotzdem hatten sie sich regelmäßig getroffen und an einer Versöhnung gearbeitet.

Dann, ganz plötzlich, war alles vorbei, alle Hoffnung zunichte. Gerade, als sie kurz davorstanden, es noch einmal miteinander zu versuchen, erlitt ihr Mann einen schweren Herzinfarkt. Er brach im Büro zusammen und war tot, noch bevor die Sanitäter eintrafen.

Anne Maries Mutter hatte sie gewarnt, dass es riskant wäre, einen älteren Mann zu heiraten, aber fünfzehn Jahre – das war nicht so viel älter. Robert, charismatisch und gut aussehend, war Mitte vierzig, als sie sich kennengelernt hatten. Sie waren glücklich miteinander und hatten hervorragend zusammengepasst, außer in einem Punkt.

Anne Marie wünschte sich ein Baby.

Robert nicht.

Er hatte bereits zwei Kinder aus seiner ersten Ehe und kein Interesse daran, eine weitere Familie zu gründen. Zum Zeitpunkt der Hochzeit war Anne Marie mit dieser Bedingung einverstanden. Damals, bis über beide Ohren in Robert verliebt, kam ihr das nicht so wichtig vor. Aber dann, vor zwei Jahren, hatte die Wirklichkeit sie eingeholt. Ihre Sehnsucht, ihr Verlangen nach einem Kind wurden immer stärker. Doch Robert war standhaft geblieben und hatte keinen Millimeter nachgegeben. Seine »Lösung« des Problems hatte darin bestanden, ihr einen Hund zu schenken. Sie hatte ihn Baxter genannt. Sosehr sie den Yorkshireterrier auch liebte, an ihren Gefühlen hatte das nichts geändert. Sie wünschte sich immer noch ein Baby.

Dass Melissa, Roberts vierundzwanzigjährige Tochter, Anne Marie nicht leiden konnte –, es noch nie gekonnt hatte – hatte die Situation noch verschärft. Im Laufe der Jahre hatte Anne Marie etliche Male versucht, die Spannung zwischen ihnen beiden abzubauen. Nichts hatte gefruchtet. Bei Roberts Sohn Brandon, der noch fünf Jahre älter war als seine Schwester, war das zum Glück anders. Sie hatten ein gutes Verhältnis.

Als in der Ehe zwischen Robert und Anne Marie Probleme aufgetaucht waren, konnte Melissa ihre Schadenfreude nicht verbergen. Anne Maries Stieftochter wirkte hocherfreut, als Robert im Herbst vor zwei Jahren ausgezogen war, sieben Monate vor seinem Tod.

Anne Marie hatte keine Ahnung, was sie Schlimmes getan hatte, um sich diese leidenschaftliche Abscheu zu verdienen – außer sich in Melissas Vater zu verlieben. Sie vermutete den Grund für Melissas Verbitterung in der glühenden Hoffnung des Mädchens, ihre Eltern würden sich aussöhnen und wieder heiraten. Jedes Kind wünschte sich eine intakte Familie. Und als Anne Marie und Robert heirateten, war Melissa gerade erst im Teenageralter. Anne Marie nahm es Roberts Tochter nicht übel, dass sie so abweisend reagierte, aber seine Ehe mit Pamela war schon längst gescheitert, bevor Anne Marie in sein Leben trat. Dennoch, all ihren Versuchen zum Trotz, war es ihr nie gelungen, mit Melissa auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Seit Roberts Beerdigung hatte sie nichts mehr von ihrer Stieftochter gehört.

Anne Marie öffnete die Ladentür, als Elise Beaumont sich näherte. Elises Mann Maverick war erst kürzlich nach einem langen Kampf gegen den Krebs gestorben. Mit Mitte sechzig war die ehemalige Bibliothekarin bereits im Ruhestand. Nach fast dreißigjähriger Trennung hatte sie sich mit ihrem Mann ausgesöhnt, nur um ihn nach weniger als drei Jahren erneut zu verlieren – diesmal für immer. Schmächtig, grauhaarig und hager, wirkte sie ausgesprochen streng. Dieser Eindruck wurde allerdings von ihren traurigen Augen abgemildert. Sie war Stammkundin im Buchladen, und in den Monaten von Mavericks Krankheit hatten sie und Anne Marie sich angefreundet. In vielerlei Hinsicht war sein Tod eine Erlösung. Trotzdem hatte Anne Marie Verständnis dafür, wie schwer es war, jemanden loszulassen, den man liebte.

»Ich hatte gehofft, dass du kommst.« Sie begrüßte Elise mit einer raschen Umarmung. Normalerweise half Steve Handley am Donnerstagabend im Laden aus. Damit er in Ruhe Valentinstag feiern konnte, hatte Anne Marie ihren Laden zwei Stunden früher als üblich geschlossen.

Elise legte ihren Mantel ab und hängte ihn über die Rückenlehne eines Polsterstuhls. »Ich habe selbst nicht geglaubt, dass ich kommen würde. Aber dann habe ich entschieden, dass ich genau das heute Abend brauche: die Gesellschaft der anderen Witwen.« Die Witwen.

Sie hatten sich in einem Lesekreis kennengelernt, den Anne Marie in ihrem Laden organisiert hatte. Nach Roberts Tod schlug sie Lolly Winstons »Himmelblau und Rabenschwarz« als Lektüre vor, einen Roman über eine junge Frau, die sich mit ihrer Witwenschaft arrangiert. In diesem Kreis hatte Anne Marie auch Lillie Higgins und Barbie Foster kennengelernt, und schließlich war Colette Blake ebenfalls zu ihnen gestoßen. Die Witwe hatte die Wohnung über A Good Yarn, dem Wollgeschäft von Lydia Goetz, gemietet. Seit dem letzten Jahr war sie wieder verheiratet.

Während sie sich im Lesekreis mit immer neuen Büchern befassten, kamen die Witwen einander auch privat näher und begannen, sich auch anderweitig zu verabreden. Ihre Treffen fanden häufig ganz formlos bei einer Tasse Kaffee im nahe gelegenen French Café statt oder bei einem Glas Wein in Anne Maries Wohnung über dem Buchladen.

Lillie und Barbie waren ein besonderes Witwenpaar, nämlich Mutter und Tochter. Beide hatten sie ihre Männer bei einem Flugzeugunglück vor drei Jahren verloren. Anne Marie hatte damals in der Zeitung von dem Absturz der Privatmaschine gelesen. Bei dem tragischen Unfall während der Landung in Seattle waren beide Piloten und auch die Passagiere ums Leben gekommen. Lillies Mann und ihr Schwiegersohn hatten in leitender Position für denselben Parfümhersteller gearbeitet und waren häufig zusammen geschäftlich unterwegs.

Lillie Higgins war in etwa im selben Alter wie Elise, aber sonst hatten die beiden keinerlei Ähnlichkeit miteinander. Man sah Lillie ihr Alter nicht an. Sie wirkte kaum älter als fünfzig, aber da ihre Tochter bereits vierzig war, musste sie schon etwa Mitte sechzig sein. Zierlich und schlank, wie sie war, gehörte sie zu den wenigen Frauen, die scheinbar nicht alterten. Ihre Garderobe bestand aus immens teuren Strickwaren und Goldschmuck. Anne Marie hatte den Eindruck, dass Lillie, wenn sie wollte, den Buchladen zehnmal hätte kaufen können.

Barbie Foster, ihre Tochter, war ihrer Mutter sehr ähnlich, und ihr Name passte – jedenfalls, was die äußere Erscheinung anging. Sie hatte lange blonde Haare, die anscheinend nie in Unordnung gerieten, wunderschöne kristallblaue Augen und eine absolut makellose Figur. Kaum zu glauben, dass ihre Zwillingssöhne bereits achtzehn waren und gerade ans College gewechselt hatten; Anne Marie wäre jede Wette eingegangen, dass die meisten Leute sie eher für die Schwester als die Mutter ihrer Söhne hielten. Wenn Barbie ihr nicht so sympathisch gewesen wäre, hätte sie leicht eine Abneigung gegen sie entwickeln können, weil die Frau so ... vollkommen war.

»Danke, dass du heute früher geschlossen hast. Ich bin viel lieber hier, als schon wieder einen Abend allein zu verbringen«, sagte Elise und unterbrach damit Anne Maries Gedanken.

Da war das Wort wieder.

Allein.

Trotz ihrer eigenen Befürchtungen hinsichtlich des Valentinstages rang Anne Marie sich ein Lächeln ab. Sie deutete zum hinteren Teil des Ladens hinüber. »Luftpolsterfolie und alles andere liegen im Hinterzimmer bereit.«

Letzten Monat, als sie über einen Roman von Elizabeth Buchan diskutierten, war der Valentinstag zur Sprache gekommen. Von ihren Freundinnen erfuhr Anne Marie, dass dieser Tag für Witwen wohl der schmerzlichste Tag des Jahres war, und so beschloss ihr kleiner Kreis, ein eigenes Fest zu planen. Statt der romantischen Liebe und der Ehe wollten sie die Freundschaft feiern, so den mitleidigen Blicken der Welt die Stirn bieten, auf vergangene Liebe und Hoffnung für die Zukunft anstoßen.

Elise lächelte zittrig und spähte in das Hinterzimmer des Ladens. »Luftpolsterfolie?«

»Habe ich tonnenweise«, entgegnete Anne Marie. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Versender Luftpolsterfolie verwenden.«

»Aber warum liegt sie auf dem Boden?«

»Nun ja ...« Jetzt, wo sie versuchen sollte, das zu erklären, kam Anne Marie die Sache ziemlich dumm vor. »Ich habe immer den unwiderstehlichen Drang, die kleinen Blasen platzen zu lassen. Also dachte ich, wir machen das gemeinsam – indem wir darauf herumlaufen.«

»Du willst, dass wir auf der Luftpolsterfolie herumlaufen?«, fragte Elise sichtlich verwirrt.

»Betrachte es als Valentinstanz und Feuerwerk in einem.«

»Aber Feuerwerk gibt es doch nur am Unabhängigkeitstag oder vielleicht zu Neujahr.«

»Genau das ist der Sinn der Sache«, bekräftigte Anne Marie. »Es geht um Neuanfänge.«

»Werden wir auch Champagner trinken?«

»Darauf kannst du wetten. Ich habe ein paar Flaschen echten Champagner besorgt. Veuve Clicquot.«

»Veuve bedeutet Witwe, weißt du das? Der Sekt der Witwe Clicquot – wie passend. Was sollten wir sonst trinken!«

Die Tür öffnete sich, und Lillie und Barbie traten ein, gehüllt in eine Wolke eleganter Düfte. Gleich nach ihrem Eintreten schloss Anne Marie den Laden ab.

»Partyzeit«, verkündete Lillie und reichte Anne Marie eine weiße Schachtel mit Backwaren.

»Ich habe Schokolade mitgebracht«, erklärte Barbie und hielt eine Schachtel mit dunklen belgischen Pralinen hoch. Sie trug einen roten Hosenanzug mit einem breiten schwarzen Gürtel, der ihre schmale Taille betonte. Gab es in dieser Welt eigentlich keine Gerechtigkeit? Die Frau hatte die Figur einer Göttin und aß Schokolade?

»Ich habe gelesen, dass Zartbitterschokolade und Rotwein eine Menge gesundheitsfördernder Stoffe enthalten«, meinte Elise.

Davon hatte Anne Marie auch gelesen.

Lillie schüttelte gespielt erstaunt den Kopf. »Erst Wein und jetzt auch Schokolade – das Leben ist herrlich.«

Anne Marie führte die Gruppe ins Hinterzimmer und dimmte das Licht vorn im Laden. Hinten standen nicht nur Champagner und passende Gläser bereit, auch eine Kristallvase mit roten Rosen schmückte den Raum. Die Rosen waren ein Geschenk von Susannah's Garden, dem Blumenladen gleich nebenan. Die Ladeninhaber in der Blossom Street waren alle miteinander befreundet. Von Alix Turner vom French Café, die ebenfalls von der kleinen Feier gehört hatte, stammte das Tablett mit Käse, Crackern und kernlosen grünen Weintrauben, das Anne Marie auf ihrem Arbeitstisch abgestellt hatte. Das Spitzentuch, das als Tischdecke diente, hatte Lydia ihnen für die Feier überlassen. Es war so schön, dass es in Anne Marie erneut den Wunsch weckte, stricken zu lernen.

Sie wünschte, sie könnte in den Geschenken ihrer Freundinnen mehr sehen als nur ein Zeichen von Anteilnahme, aber ihre Gefühlslage ließ das nicht zu. Trotzdem war sie wegen der anderen Witwen und um ihretwie ihrer selbst willen entschlossen, es wenigstens zu versuchen.

»Das wird Spaß machen«, verkündete Elise und erklärte den anderen, warum Anne Marie die Luftpolsterfolie auf dem Boden ausgebreitet hatte.

»Was für eine tolle Idee!«, rief Barbie.

»Soll ich einschenken?«, fragte Anne Marie, bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie bedrückt sie war. Jetzt fühlte sie sich schon seit Monaten so elend. Dabei hatte sie doch erwartet, das Leben sähe nach so langer Zeit längst wieder rosiger aus. Vielleicht brauchte sie eine Therapie. Eines war jedenfalls sicher: Irgendetwas brauchte sie.

»Unbedingt!«, erwiderte Lillie und deutete auf den Champagner.

Anne Marie öffnete die Flasche und füllte die vier Champagnerkelche. Dann prosteten sie einander zu und stießen miteinander an.

»Auf die Liebe«, sagte Elise. »Auf Maverick.« Ihre Stimme brach.

»Auf die Schokolade!« Barbie zog eine Grimasse, vielleicht um von Elises Tränen abzulenken.

»Auf den Champagner der Witwe«, warf Lillie ein.

Anne Marie schwieg.

Obwohl es bereits neun Monate her war, schien ihre Trauer weder schwächer noch leichter erträglich zu werden. Sie arbeitete zu viel, aß zu wenig und trauerte um all das, was hätte sein können. Dabei ging es nicht nur um die Tatsache, dass der Mann, den sie geliebt hatte, tot war. Mit seinem Tod war sie gezwungen, all ihre Träume und Hoffnungen in Bezug auf ihre Ehe zu begraben. Den Traum von einer echten Partnerschaft, den Traum von einer eigenen Familie. Selbst wenn sie sich wieder verlieben sollte, was ziemlich unwahrscheinlich schien, war eine Schwangerschaft im Alter von über vierzig Jahren riskant. Ihr Traum von einem eigenen Kind war mit Robert gestorben.

Schweigend nippten alle vier an ihrem Champagner, jede in ihre eigenen Erinnerungen versunken. Anne Marie sah den Schmerz in Elises Gesicht, den nachdenklichen Ausdruck in Lillies Miene, Barbies halbherziges Lächeln.

»Ziehen wir unsere Schuhe aus, um die Noppenfolie platzen zu lassen?«, fragte Lillie einen Augenblick später.

»Mom hat ein Problem damit, auf Strümpfen herumzulaufen«, meinte Barbie mit einem Blick auf ihre Mutter. »Sie findet es fürchterlich.« »Das war bei uns einfach nur nicht üblich«, murmelte Lillie.

»Ihr braucht eure Schuhe nicht auszuziehen«, erklärte Anne Marie. »Es geht nur darum, Spaß zu haben. Ein bisschen Krach zu machen, unsere Freundschaft und unsere Erinnerungen zu feiern.«

»Dann lasst uns loslegen«, meinte Elise, hob einen ihrer Füße, die in festen Schuhen steckten, und trat auf eine Blase, bis sie mit einem leisen Knall zerplatzte.

Barbie ging als Nächste festen Schrittes ans Werk, und ihre hochhackigen Pumps machten gleich einer ganzen Reihe von Blasen den Garaus.

Pop. Pop. Pop.

Pop.

Lillie folgte ihrem Beispiel, allerdings vorsichtig und eher zaghaft.

Pop.

Anne Marie folgte als Letzte. Es fühlte sich ... gut an. Wirklich gut, und das Geräusch der platzenden Blasen trug zu dem unerwarteten Gefühl von Spaß und Heiterkeit bei. Zum ersten Mal seit Beginn ihrer kleinen Feier lächelte sie.

Nach einer Weile waren alle hochrot im Gesicht vor lauter Aufregung, und der Champagner trug ebenfalls seinen Teil dazu bei. Die anderen kicherten aufgekratzt miteinander. Ganz so weit war Anne Marie noch nicht, aber sie spürte, dass nicht mehr viel fehlte. Die Fähigkeit, ihrer Freude Ausdruck zu verleihen, war ihr abhandengekommen, als Robert starb, und das war nicht das Einzige, was sie verloren hatte. Früher hatte sie gern gesungen, frei heraus und ungehemmt. Aber nach Roberts Beerdigung musste sie feststellen, dass sie nicht mehr singen konnte. Sie konnte es einfach nicht mehr. Ihr schnürte sich die Kehle zu, wann immer sie es versuchte. Was dabei herauskam, waren gequälte Töne, die kaum Ähnlichkeit mit Musik hatten, und nach einer Weile gab sie es auf. Schon seit Monaten hatte sie nicht einmal mehr versucht, ein Lied anzustimmen.

Immer noch platzten knallend Blasen, während sie gemeinsam auf der Luftpolsterfolie herumspazierten und dabei hin und wieder stehen blieben, um einen Schluck Champagner zu trinken. Sie marschierten so feierlich auf der Folie herum, als wären sie Soldaten auf einer Parade, und prosteten einander mit ihren Champagnerkelchen zu.

Und Anne Marie stellte fest, dass sich dank ihrer Freundinnen ihre Stimmung allmählich zu heben begann.

Kurz darauf hatten sie alle Blasen zum Platzen gebracht. Mit ihren Champagnergläsern zogen sie sich auf die Stühle im schwach beleuchteten Laden zurück, wie sie es auch in ihren Lesekreisen immer machten, und hoben erneut die Gläser.

(Continues…)


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