Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

by Susan Wiggs
Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

by Susan Wiggs

eBook1. Auflage (1. Auflage)

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Overview

Nina Romanos größter Wunsch? Das wunderbare alte Hotel am Willow Lake in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Sie träumt schon von Seidentapeten, opulenten Teppichen und wertvollen Antiquitäten, als ihr Greg Bellamy das Haus vor der Nase wegschnappt. Widerwillig nimmt Nina, sein Angebot, ihm als Managerin zur Hand zu gehen, an. Und je länger sie zusammenarbeiten, desto mehr fühlen sie sich zu einander hingezogen. Bis Nina einen folgenschweren Fehler begeht.

"Voller Lebensweisheiten und Charakteren, mit denen der Leser sich identifizieren kann. Unterhaltsam und klug." Publishers Weekly

"Susan Wiggs hat ein großes Talent, Geschichten zu erzählen und zwischenmenschliche Beziehungen zu beschreiben." Romantic Times


Product Details

ISBN-13: 9783955767815
Publisher: MIRA Taschenbuch
Publication date: 12/01/2017
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 448
File size: 3 MB
Language: German

About the Author

About The Author
Susan Wiggs hat an der Harvard Universität studiert und ist mit gleicher Leidenschaft Autorin, Mutter und Ehefrau. Ihre Hobbys sind Lesen, Reisen und Stricken. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und dem Hund auf einer Insel im nordwestlichen Pazifik.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Nachdem Shane Gilmore sie geküsst hatte, hielt Nina Romano ihre Augen geschlossen. Okay, dachte sie, dann ist er halt nicht der weltbeste Küsser. Nicht jeder Mann wurde als großartiger Küsser geboren. Manche mussten noch ein wenig üben. Und sicherlich waren Shane Gilmores Kusskünste ausbaufähig.

Sie öffnete die Augen und lächelte ihn an. Er sah aus, als wäre er ein großartiger Küsser, mit hübsch geformten Lippen und einem energischen Kinn, breiten Schultern und dichten schwarzen Haaren. Vielleicht hatte er einfach nur einen schlechten Tag.

"Ich hab schon so lange darauf gewartet", sagte er. "Deine Amtszeit konnte für mich gar nicht schnell genug enden."

Das meinte er nicht böse. Oder? Die Tatsache, dass ihre Amtszeit als Bürgermeisterin von Avalon mit einem Skandal geendet hatte, schmerzte noch immer. Aber vielleicht war sie nur paranoid. Sie entschied sich, darüber zu lachen. "Okay, jetzt klingst du wie einer meiner politischen Feinde."

"Meine Gründe sind aber romantischer Natur", behauptete er. "Ich habe auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Unser Zusammensein hätte einen falschen Eindruck erweckt – du als Bürgermeisterin und ich als Direktor der einzigen Bank im Ort."

Du siehst so sehr wie ein Traummann aus, dachte sie. Fang jetzt bitte nicht an, dich wie ein Idiot zu benehmen. Und ja, sie war paranoid wegen des Skandals. Was seltsam war, wenn man ihre Geschichte bedachte. Skandale waren Nina nicht fremd. Als junge, alleinerziehende Mutter hatte sie stets den Kopf oben behalten und sich daran gemacht, für die Stadt Avalon zu arbeiten, was ihr schließlich den Posten als stellvertretende Bürgermeisterin eingebracht hatte. Das Gehalt war beinahe nicht existent, und es besserte sich auch nicht wesentlich, als Bürgermeister McKittrick krank wurde und sie tatsächlich seinen Platz einnahm. Sie war, soweit sie wusste, die jüngste und am schlechtesten bezahlte Bürgermeisterin des gesamten Staates. Sie hatte einen finanziellen Albtraum geerbt. Die Stadt stand kurz vor dem Bankrott. Sie hatte die Ausgaben beschnitten, inklusive ihres eigenen Gehalts, und schließlich die Quelle allen Übels gefunden – ein korrupter Stadtangestellter.

Genug, dachte sie. Das hier war auf so vielen Ebenen ein neues Kapitel in ihrem Leben. Sie war gerade von einer dreiwöchigen Reise zurückgekehrt, und für sie und Shane war es das erste Date. Bei der ersten Verabredung Haarspaltereien zu betreiben war ein absolutes No- Go. Abgesehen von dem Kuss – ungelenk und viel zu ... feucht – lief doch auch alles gut. Sie hatten ein sonntägliches Picknick im Blanchard Park genossen, direkt am Ufer des Willow Lake, dem schönsten Ort, den die Stadt zu bieten hatte. Danach waren sie am Ufer entlanggeschlendert, und dort hatte Shane sich getraut. Er war mitten auf dem Weg stehen geblieben, hatte einen schnellen Blick nach rechts und links geworfen und dann seinen Mund auf ihren gedrückt.

Igitt.

Komm wieder runter, schalt Nina sich. Es sollte schließlich ein neuer Anfang sein. Während sie ihre Tochter großgezogen hatte, hatte sie keine Zeit oder Energie gehabt, sich mit Männern zu verabreden. Und jetzt, wo sie ihren verspäteten Einzug in die Welt der Verabredungen hielt, sollte sie es nicht gleich ruinieren, indem sie zu kritisch war. Mit ihrer überkritischen Art hatte sie mehr Dates vermasselt als ... wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie alle vermasselt. Erste Verabredungen waren alles, was Nina Romano je zustande gebracht hatte; ein zweites Treffen hatte es nie gegeben. Außer einmal, vor vielen Jahren. Was dazu geführt hatte, dass sie mit fünfzehn schwanger geworden war. Danach hatte sie beschlossen, dass zweite Dates ihr nur Pech brachten.

Doch jetzt war alles anders. Es war an der Zeit – und zwar schon lange –, zu sehen, ob eine Verabredung sich auch noch zu etwas anderem als einer Katastrophe entwickeln konnte. Ninas Tochter Sonnet war erwachsen; sie hatte früh die Highschool beendet, mit gerade mal sechzehn, und war an der American University angenommen worden. Alles in allem vermied sie alle Fehler, die ihre Mutter in jungen Jahren gemacht hatte.

Hör auf, dachte sie, als sie spürte, wie sie sich in Gedanken an Sonnet verlor. In einem Augenblick verrückten Selbstbetrugs hatte Nina sich eingeredet, es würde leicht sein, ihre Tochter gehen zu lassen. Das Kind ziehen zu lassen, das bis zur Abschlussfeier der Highschool vor wenigen Wochen der Mittelpunkt ihrer Welt gewesen war.

In dem Versuch, sich wieder auf den Augenblick und auf Shane zu konzentrieren, beschleunigte sie ihre Schritte, um mit ihm mitzuhalten. Da spürte sie ein Stechen an ihrem Bein. Zu spät bemerkte sie, dass sie ein Büschel oberschenkelhoher Brennnesseln gestreift hatte.

Der Schmerz ließ sie zischend einatmen, doch Shane schien es gar nicht zu bemerken, zu sehr war er darin vertieft, ihr in allen Einzelheiten von seiner letzten Golfpartie zu erzählen.

Golf, dachte Nina und biss die Zähne zusammen, um das stechende Brennen zu unterdrücken. Das war etwas, was sie schon immer mal hatte ausprobieren wollen. Es gab so vieles, was sie immer aufgeschoben hatte. Jetzt, wo Sonnet fort war, hatte sie die Chance, das alles nachzuholen.

Der Gedanke erfüllte sie mit neuem Schwung und ließ sie das Brennen beinahe vergessen. Es war ein wunderschöner Sonntagnachmittag, und überall saßen und gingen Leute, als wären sie gerade aus dem Winterschlaf erwacht. Sie liebte den Anblick von Pärchen, die am Seeufer entlangspazierten, Familien, die im Park picknickten, Kanus und Kajaks, die das klare Wasser des Sees durchschnitten.

Nina liebte alles an ihrer Heimatstadt. Es war der perfekte Ort, um die nächste Phase ihres Lebens zu beginnen. Die Verbindungen aus ihrer Zeit als Bürgermeisterin und Shanes Bank waren der Schlüssel für ihre neuen Pläne. Sie war im Begriff, sich einen lang gehegten Traum zu erfüllen.

"Du hast also gewartet, bis ich mich von meinem Amt als Bürgermeisterin befreit habe", meinte sie an Shane gewandt. "Das ist gut zu wissen. Wie läuft es in der Bank?"

"Es hat in letzter Zeit einige Veränderungen gegeben", erwiderte er. "Darüber wollte ich später noch mit dir sprechen."

Sie wunderte sich über die Art, wie er ihrem Blick auswich, während er sprach. "Was für Veränderungen?"

"Wir haben ein paar neue Mitarbeiter, die während deiner Abwesenheit zu uns gestoßen sind. Und können wir bitte nicht übers Geschäft reden?" Er berührte ihren Arm und schenkte ihr einen bedeutungsvollen Blick. "Da hinten auf dem Weg", er zeigte in die Richtung. "Da hat es sich angefühlt, als hätte es wirklich zwischen uns gefunkt. Ich habe dich vermisst. Drei Wochen sind eine lange Zeit."

"Hm-mh." Sie ermahnte sich, fair zu sein, ihm eine Chance zu geben. "Für mich sind drei Wochen nicht so lang. Ich habe Jahre darauf gewartet, endlich loszulegen. Das ist es. Mein neues Leben. Ich fange endlich an, die Zukunft zu haben, von der ich träume, seitdem ich ein kleines Mädchen war."

"Äh, ja, das ist toll." Er schien nervös, und ihr fiel wieder ein, dass er nicht über die Arbeit reden wollte, also ließ sie das Thema fallen.

"Ich bin froh, dass ich die Reise mit Sonnet machen konnte", sagte sie. "Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal echte Ferien gehabt haben."

"Ich dachte, du würdest dich vielleicht vom Leben in der Großstadt verführen lassen und gar nicht mehr zurückkommen", meinte er.

Er kannte sie wirklich überhaupt nicht. "Mein Herz ist hier, Shane", sagte sie. "Und das ist es immer gewesen. Hier in dieser Stadt, in der ich aufgewachsen bin, in der meine Familie lebt. Ich könnte Avalon nie verlassen."

"Also hast du auf deiner Reise Heimweh gehabt?"

"Nein, weil ich ja wusste, dass ich zurückkommen werde." Am Tag nach der Abschlussfeier waren Nina und Sonnet mit dem Zug nach Washington gefahren und hatten dort drei wundervolle Wochen miteinander verbracht. Sie hatten sich die Hauptstadt und die Denkmäler aus der Kolonialzeit in Virginia angeschaut. Auch wenn Nina es nie zugeben würde, hatte sie die Reise auch unternommen, um sich noch einmal bei Sonnets Vater und seiner Familie rückzuversichern. Sonnet sollte den Sommer mit ihnen verbringen. Laurence Jeffries war ein hochrangiger Offizier der Army und Militärattaché. Er hatte Sonnet eingeladen, mit ihm, seiner Frau und seinen beiden Töchtern nach Casteau in Belgien zu reisen, wo Laurence einen Posten beim Obersten Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte in Europa antreten würde.

Die Tatsache, dass ihr Vater beim SHAPE arbeitete, wie die Militärangehörigen die Einrichtung abkürzten, bot Sonnet eine einmalige Gelegenheit, denn sie konnte ein Praktikum bei der NATO absolvieren. Außerdem war es ihre Chance, Laurence besser kennenzulernen. Laurence und seine Vorzeigefamilie. Er war ein leuchtender Stern, ein afroamerikanischer Absolvent von West Point, der renommierten Militärakademie. Seine Frau war die Enkeltochter eines berühmten Bürgerrechtlers, und seine Töchter waren mit Auszeichnungen überhäufte Schülerinnen der Sidwell Friends School. Dennoch war es ihm wirklich wichtig, dass Sonnet sich wohlfühlte – zumindest war es Nina so vorgekommen. Am Ende des Sommers würde Sonnet ihr Studium an der American University aufnehmen. Keine große Sache, dachte Nina. Alle Kinder verließen irgendwann das Nest, oder?

Die Tatsache, dass Sonnet mit ihrem Vater, ihrer Stiefmutter und ihren Stiefschwestern leben würde, war auch kein Problem. Patchworkfamilien waren heutzutage doch ganz normal.

Warum verfiel sie dann aber jedes Mal in Panik, sobald sie sich Sonnet in dem perfekten Georgetown-Häuschen vorstellte oder in dem idyllischen belgischen Städtchen voller SHAPE- und NATO- Angehöriger? Nina spürte, dass ihre Tochter ihr fremd wurde, sich jeden Tag ein Stückchen mehr von ihr entfernte. Hör auf, rief sie sich zur Ordnung.

Sie gehen zu lassen war eine gute Entscheidung. Es war, was Sonnet wollte. Es war, was Nina wollte, etwas, worauf sie schon so lange gewartet hatte: Freiheit, Unabhängigkeit. Trotzdem war es schwer gewesen, Auf Wiedersehen zu sagen. Zum Glück habe ich etwas, zu dem ich zurückkommen kann, dachte Nina. Zum Glück erwartet mich nicht nur ein leeres Haus. Sie hatte ein neues Leben, einen Plan für ihre Zukunft, ein neues Abenteuer. Nichts konnte den Platz ihrer Tochter einnehmen, aber Nina war entschlossen weiterzumachen. Es gab Dinge, die sie aufgegeben hatte, Dinge, die sie wegen der frühen Mutterschaft verpasst hatte. Nein, korrigierte sie sich. Nicht verpasst. Verschoben.

Shane sprach immer noch, und Nina fiel auf, dass sie nicht ein einziges Wort gehört hatte. "Es tut mir leid. Was hast du gerade gesagt?"

"Hab ich dir erzählt, was ich für einen Bock habe, Kajak zu fahren? Ich hab das noch nie gemacht."

Bock? Hatte er wirklich ‚Bock haben' gesagt? "Der See ist ein guter Ort, um damit anzufangen. Das Wasser ist ziemlich ruhig."

"Sogar wenn es das nicht wäre", sagte er. "Ich bin vorbereitet. Ich habe sogar eine Ausrüstung gekauft, extra für heute."

Sie erreichten den Steg und das Bootshaus, an dem es vor Menschen nur so wimmelte, die den bisher schönsten Tag des Jahres genießen wollten. Nina sah Pärchen und Familien, die spazieren gingen oder im flachen Wasser am Ufer planschten. Ihr Blick fiel auf ein Paar auf einer Bank am Seeufer. Sie schauten einander an, hielten sich an den Händen und schienen in eine interessante Unterhaltung vertieft. Es waren ganz normale Menschen – er hatte schon etwas dünnes Haar, sie eine etwas füllige Taille –, doch sogar aus der Ferne konnte Nina ihre Vertrautheit miteinander fühlen. Menschen, die einander liebten und vertrauten, hatten eine ganz besondere Körperhaltung. Der Anblick der beiden ließ Nina wehmütig werden; sie war keine Expertin, was die Liebe anging, weil sie sie noch nie selber erlebt hatte. Eines Tages, dachte sie, werde ich das Geheimnis vielleicht auch ergründen.

Aber vermutlich nicht heute, fügte sie innerlich mit einem Seitenblick auf Shane hinzu.

Er fasste ihren Blick falsch auf. "Ich dachte, nach dem Kajakfahren gehen wir zu mir", sagte er. "Ich mache uns was zu essen."

Bitte, dachte sie, bitte, hör auf, dich so anzustrengen. Doch sie sagte nichts, sondern lächelte ihn an. "Danke, Shane." Wieder einmal ermahnte sie sich, locker zu bleiben. Eine Verabredung glich ein wenig einer Expedition in unbekanntes Terrain.

"Nina", rief jemand. "Nina Romano!"

Da, bei den Bänken und Tischen in der Nähe des Bootshauses, war Bo Crutcher, der Star-Pitcher der Avalon Hornets, einem Team der kanadisch-amerikanischen Baseballliga. Wie immer hing der große, schlanke Texaner mit seinen Kumpels ab und trank Bier.

"Hey, Darling", begrüßte er sie. Sein Akzent klang so weich wie sonnengewärmter Honig.

"Ich bin nicht dein Darling, Bo", entgegnete sie. "Und gibt es nicht eine Regel bezüglich des Genusses von Alkohol vor einem Spiel?"

"Schätze schon. Wie bist du nur so klug geworden?"

"Ich bin so geboren."

"Es scheint, als wenn du jeden in der Stadt kennst", bemerkte Shane.

"Das war der Teil, der mir als Bürgermeisterin am besten gefallen hat – so viele Leute kennenzulernen."

Shane warf Bo über die Schulter einen Blick zu. "Ich weiß nicht, warum er nicht schon längst aus dem Team geworfen wurde."

"Weil er gut ist." Nina wusste, dass Bo Crutcher wegen seiner ununterbrochenen Partylaune schon von einigen anderen Teams entlassen worden war. Die Can-Am-Liga war mehr oder weniger seine letzte Chance. "Wenn man in etwas gut ist, neigen die Leute dazu, viele deiner Schwächen und Fehler zu übersehen. Zumindest eine Zeit lang. Irgendwann holen sie dich aber unweigerlich ein."

Jungenhaftes Gelächter dröhnte über den See und erregte Ninas Aufmerksamkeit. Sofort erkannte sie Greg Bellamy und seinen Sohn Max, die ein Kanu zu Wasser ließen.

Jede ungebundene Frau in Avalon kannte Greg Bellamy, den kürzlich geschiedenen Neuzugang. Er sah unglaublich gut aus, hatte weiße Zähne, funkelnde Augen, breite Schultern und eine Größe von gut einem Meter achtzig. Lange Zeit war auch Nina heimlich in ihn verknallt gewesen. Doch er war nichts für sie. Er schleppte zu viel Gepäck mit sich herum – in Form von zwei Kindern. Nina kannte und mochte Max und Daisy, aber sie wahrte eine gewisse Distanz. Endlich war sie an dem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie einfach sie selbst sein konnte. Die Kinder einer anderen Frau anzunehmen stand nicht auf ihrem Plan.

Außerdem war Greg gar nicht an ihr interessiert. Als er letzten Winter in die Stadt gezogen war, hatte sie ihn auf einen Kaffee eingeladen, aber er hatte abgelehnt. Das rief sich Nina in Erinnerung, als jemand sich zu Greg und Max gesellte – eine Frau in einer leichten weißen Caprihose und einem limonengrünen Pullover. Sie schien ungefähr zwei Meter groß zu sein und war unglaublich blond. Auch wenn Nina nicht nah genug dran war, um es genau sehen zu können, wusste sie, dass die Frau sehr attraktiv war. Das war der Typ, den Greg Bellamy zu favorisieren schien. Italo-Amerikanerinnen unter eins sechzig, die bekannt waren für ihre ausgeprägten Launen, ihr krauses Haar und einen mangelnden Sinn für Mode schienen ihn hingegen nicht zu interessieren.

Entschlossen riss sie sich von Greg Bellamy los und ging zu dem Bootsschuppen, in dem sie ihr Kajak aufbewahrte. Sie besaß es schon seit Jahren, weil sie es liebte, auf dem Wasser zu sein. Der Willow Lake – das Juwel Avalons, wie er in den Broschüren der Handelskammer bezeichnet wurde – war sechzehn Kilometer lang. Er wurde vom Schuyler River gespeist, und an seinen Ufern erhoben sich die bewaldeten Hänge der Catskills. Das eine Ende des Sees reichte bis an die Stadt Avalon heran und war von dem beliebten Stadtpark umgeben, der dank Ninas Spendenaufruf vom Bürgermeisteramt angelegt worden war. Ein Stück weiter fanden sich einige Sommerhäuser und romantische kleine Bed & Breakfast-Pensionen am Seeufer. Privatgrund direkt am See war extrem selten, da das Land nun ein Teil des Naturreservats der Catskills war. Die wenigen Gebäude, die vor der Ernennung zum Naturschutzgebiet errichtet worden waren, erhoben sich wie Bilderbuchhäuschen aus einer anderen Zeit. Der See erstreckte sich wie ein lockender, gebogener Finger in eine unberührte Natur. An seinem nordöstlichsten Ende lag ein Ort namens Camp Kioga. Das Grundstück war seit Jahren im Besitz der Familie Bellamy. Natürlich war es das. Manchmal kam es Nina so vor, als wenn den Bellamys der halbe Landkreis gehörte. Das Camp war vor Kurzem erst als Familienresort wiedereröffnet worden. Am Ende des Sommers würde es als Kulisse für eine sehnsüchtig erwartete Hochzeit dienen.

(Continues…)



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