Der sommer der wünsche (Summer on Blossom Street)

Der sommer der wünsche (Summer on Blossom Street)

Der sommer der wünsche (Summer on Blossom Street)

Der sommer der wünsche (Summer on Blossom Street)

eBookGerman-language Edition (German-language Edition)

$10.99 

Available on Compatible NOOK devices, the free NOOK App and in My Digital Library.
WANT A NOOK?  Explore Now

Related collections and offers


Overview

Es ist Sommer in der Blossom Street, und in Lydias Wollladen »A Good Yarn« findet ein neuer Strickkurs statt. Abbie ist eine der Teilnehmerinnen und sie weiß, erst wenn sie die Liebe überwindet, die zerbrochen vor ihr liegt, kann sie nach vorn schauen und wieder glücklich werden. Wie beim Stricken muss sie erst mit dem Vergangenen abschließen, bevor sie neu beginnen kann. Doch die Nadel lässt sich mit jeder Masche leichter führen, bis schließlich der letzte Faden vernäht ist. Und Abbie spürt: Gemeinsam mit Freunden kann sie alles schaffen.

»Wenn es darum geht, einen ganz besonderen Ort und unvergessliche, integre Charaktere zu schaffen, kann niemand Debbie Macomber das Wasser reichen.« BookPage

»Debbie Macomber schafft es ohne Anstrengung, dass jedes Buch der Blossom-Street-Serie einzigartig und erfrischend ist.«
Library Journal


Product Details

ISBN-13: 9783955768089
Publisher: MIRA Taschenbuch
Publication date: 07/02/2018
Series: Blossom Street (Foreign Language Editions) Series , #7
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 432
File size: 2 MB
Language: German

About the Author

About The Author
SPIEGEL-Bestsellerautorin Debbie Macomber hat weltweit mehr als 200 Millionen Bücher verkauft. Sie ist die internationale Sprecherin der World-Vision-Wohltätigkeitsinitiative Knit for Kids. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Wayne lebt sie inmitten ihrer Kinder und Enkelkinder in Port Orchard im Bundesstaat Washington, der Stadt, die sie zu ihrer Cedar Cove-Serie inspiriert hat.

Hometown:

Port Orchard, Washington

Date of Birth:

October 22, 1948

Place of Birth:

Yakima, Washington

Education:

Graduated from high school in 1966; attended community college

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Lydia Goetz

Es war Mittwochmorgen an einem etwas weniger freundlichen Junitag. Ich drehte das Schild in der Tür meines Wollgeschäfts in der Blossom Street auf Geöffnet und blieb einen Moment auf der Türschwelle stehen, um den süßen Duft von Taglilien, Gladiolen, Rosen und Lavendel einzuatmen, der von Susannah's Garden, dem Blumenladen nebenan, ausging.

Der Sommer hatte begonnen, und obwohl der Himmel bedeckt war und es ganz so aussah, als könnte es jeden Augenblick anfangen zu regnen, herrschte in meinem Herzen strahlender Sonnenschein. Mein Mann Brad lachte mich jedes Mal aus, wenn ich so etwas sagte, aber das war mir egal. Als eine Frau, die nicht nur ein-, sondern zweimal eine Krebserkrankung überlebt hatte, fand ich, dass ich gelegentlich sentimentale Bemerkungen machen durfte. Ganz besonders heute.

Ich atmete tief ein und langsam wieder aus, genoss den frühmorgendlichen Frieden. Konnte es einen schöneren Ort geben als Seattle im Sommer? Ich glaube nicht. Dazu trugen auch die vielen Blumen bei, die vor Susannah's Garden ausgestellt waren. Die Farbenpracht und der berauschende Duft, der zu mir herübergeweht wurde, ließen mich mehr als nur froh sein, dass mein Laden ausgerechnet hier lag.

Whiskers, mein Ladenkater, wie Brad ihn nannte, schlenderte über den Hartholzboden und sprang ins Schaufenster, wo er sich zwischen den dort arrangierten Docken pastellfarbener Wolle einrollte. Fast jeden Tag lag er dort und war dadurch schon längst zu einem Liebling der Nachbarschaft geworden. Die Wohnung im Obergeschoss diente zurzeit als zusätzlicher Lagerraum für Garne; vielleicht würde ich sie eines Tages wieder vermieten, aber derzeit war noch nichts geplant.

Im French Café war wie jeden Morgen schon eine Menge los. In den Schaufenstern lagen Gebäckstücke, Brote und Croissants, noch warm vom Backofen, und ihr köstlicher Duft ergänzte die Gerüche, die ich mit dem Sommer in der Blossom Street verband. Alix Turner war normalerweise schon um fünf Uhr morgens da, um all diese verführerischen Köstlichkeiten zu backen. Sie gehörte zu meinen engsten Freundinnen – und zu meinen ersten Kundinnen. Ich war so stolz auf alles, was sie in den letzten Jahren erreicht hatte. Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass sie ihr Leben neu erfunden hatte – mit ein wenig Hilfe von ihren Freundinnen. Inzwischen hatte sie einen Schulabschluss, einen Beruf und war mit einem Mann verheiratet, der wie für sie geschaffen schien.

Blossom Street Books etwas weiter unten an der Straße wartete auch schon auf Kundschaft. Anne Marie Roche und ihre Angestellten ließen häufig die Eingangstür offen stehen, eine Willkommensgeste, die Passanten einlud, den Laden zu betreten und darin zu stöbern. Sie und ihre Tochter Ellen würden etwas später am Tag aus Paris zurückkommen.

Beinahe jeden Nachmittag führte Ellen ihren Yorkshire Terrier an meinem Schaufenster vorbei, damit Whiskers und Baxter einander anstarren konnten. Ellen war davon überzeugt, dass das alles nur Show war. Sie glaubte, der Kater und der Hund seien in Wirklichkeit gute Freunde, wollten aber nicht, dass wir das durchschauten.

Ich lächelte zu Whiskers hinüber, weil ich nicht anders konnte, als meine Freude und meine Aufregung mit jemandem zu teilen, und sei es auch nur mit dem Kater. Tatsächlich hätte ich die frohe Nachricht am liebsten in die ganze Welt hinausposaunt: Gestern hatten wir erfahren, dass einer Adoption unsererseits nichts mehr im Wege stand. Das Jugendamt hatte uns die Eignung als Adoptiveltern bescheinigt. Noch hatte ich niemandem, ja, nicht einmal meiner Schwester Margaret davon erzählt. Wir hatten die Befragungen hinter uns gebracht, unsere Wohnsituation unter die Lupe nehmen lassen, Fingerabdrücke geliefert. Und am Abend zuvor hatten wir das Ergebnis erfahren.

Wir würden ein Baby adoptieren.

Wegen meiner Krebserkrankung kam eine Schwangerschaft nicht infrage. Eine Empfängnis war bei mir nicht mehr möglich, aber der Wunsch nach einem Baby so stark wie eh und je. Er war wie ein Schmerz, der nie ganz verschwand. So gut es ging, habe ich versucht, dies vor Brad zu verbergen. Wann immer ich daran denken musste, was mir der Krebs genommen hatte, gab ich mir größte Mühe, diesem Gedanken entgegenzusetzen, was mir in meinem Leben alles an Gutem zuteilgeworden war. Ich wollte jeden Tag feiern, jede Minute genießen – ohne Groll und ohne Reue.

Es gab so vieles, wofür ich dankbar sein konnte. Ich lebte und war frei von Krebs. Außerdem war ich mit einem Mann verheiratet, den ich anhimmelte. Sein Sohn Cody, inzwischen neun Jahre alt, war auch mein Sohn geworden. Und mir gehörte ein erfolgreiches Geschäft, das mir große Freude bereitete und mir eine tiefe innere Befriedigung bescherte. Als ich seinerzeit A Good Yarn eröffnet hatte, war das meine Art, in die Welt hinauszurufen, dass ich mir vom Krebs nichts mehr nehmen lassen wollte. Ich hatte leben wollen, und zwar ohne die ständige Bedrohung durch Krankheit und Tod. Ich hatte mich in der Sonne aalen wollen. Und das will ich immer noch.

So war A Good Yarn der Beginn meines neuen Lebens geworden. Innerhalb eines Jahres nach Geschäftseröffnung hatte ich Brad Goetz kennengelernt und ihn im folgenden Frühjahr geheiratet. Wegen all der Dinge, die ich während meiner Teenagerzeit und dann noch einmal mit Mitte zwanzig durchgemacht hatte, fehlte es mir an Erfahrung mit Männern und Beziehungen. Zuerst jagte mir Brads Liebe große Angst ein. Dann lernte ich, etwas Gutes nicht zurückzuweisen, nur weil ich Angst davor hatte, es wieder zu verlieren. Ich begriff, dass ich diesem Mann vertrauen konnte – und mir selbst auch.

Ja, ich konnte mich unendlich glücklich schätzen, von ihm und Cody geliebt zu werden. An jedem einzelnen Tag dankte ich Gott für die beiden Männer in meinem Leben.

Und doch – trotz allem, was ich hatte – wünschte ich mir sehnlichst etwas, das ich nicht hatte: ein Baby in den Armen zu halten. Unser Baby. Brad, der mich so gut kannte, verstand mein Bedürfnis. Nachdem wir endlose Wochen über das Thema diskutiert hatten, unentschlossen und schwankend, das Für und Wider abwägend, hatten wir unsere Entscheidung getroffen: Wir wollten ein Kind adoptieren.

Den entscheidenden Ausschlag dafür gab ein Ereignis im Freundeskreis: Anne Marie Roche adoptierte die achtjährige Ellen.

Mir war klar, dass die Wartezeit auf ein Neugeborenes sehr lang werden konnte, aber darauf waren wir beide vorbereitet. Obwohl wir uns über ein Kind gleich welchen Geschlechts gefreut hätten, sehnte ich mich doch heimlich nach einem kleinen Mädchen.

Ich hörte, wie die Hintertür ging, und drehte mich um. Meine Schwester Margaret hatte den Laden betreten. Sie arbeitete schon beinahe vom ersten Tag an in meinem Geschäft mit. Wir waren zwar so verschieden, wie zwei Schwestern nur sein konnten, standen uns aber sehr nahe. Margaret war der ausgleichende Gegenpol zu mir, immer praktisch, immer pragmatisch, und ich glaube, dass es umgekehrt genauso aussah, weil ich viel optimistischer war als sie, viel mehr geneigt, Launen nachzugeben.

»Guten Morgen!«, begrüßte ich sie fröhlich. Ich hätte mein Glück nicht verbergen können, selbst wenn ich es gewollt hätte.

»Es wird schütten wie aus Eimern«, grummelte sie, zog ihren Regenmantel aus und hängte ihn im hinteren Lagerraum auf.

Meine Schwester neigte dazu, immer das Negative in allem zu sehen. Für Margaret würde das Glas immer halb leer sein. Oder ganz leer – wenn nicht sogar in Scherben auf dem Boden liegend. Im Laufe der Jahre hatte ich mich an ihre Einstellung gewöhnt und ignorierte sie einfach.

Nachdem sie ihren Mantel weggehängt hatte, starrte Margaret mich an und runzelte die Stirn. »Warum bist du so fröhlich?«, fragte sie. »Jeder sieht doch, dass es einen Wolkenbruch geben wird.«

»Ich? Fröhlich?« Es hatte wenig Sinn, zu versuchen, mit meiner Neuigkeit hinterm Berg zu halten, obwohl ich wusste, dass Margaret meine Freude am wenigsten verstehen würde. Sie würde jede Menge Einwände haben und keine Hemmungen, ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen. Das lag an ihrer pessimistischen Grundeinstellung, nehme ich an, und daran, dass sie sich Sorgen um mich machte, obwohl sie das nie zugeben würde.

Noch immer sah Margaret mich an. »Du grinst von einem Ohr bis zum anderen.«

Ich beschäftigte mich mit der Kasse, nur um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. Am besten sagte ich es ihr einfach, obwohl mir vor ihrer Reaktion graute. »Brad und ich haben uns als Adoptiveltern beworben«, platzte ich heraus, weil ich nicht anders konnte. »Und unser Antrag ist angenommen worden.«

Verblüfftes Schweigen war die Antwort.

»Ich weiß, dass du glaubst, wir machen einen Fehler«, fügte ich hastig hinzu.

»Das habe ich nicht gesagt.« Langsam kam Margaret auf mich zu.

»Das brauchtest du nicht zu sagen«, erwiderte ich. Einmal, nur ein einziges Mal, hätte ich mir gewünscht, dass Margaret sich für mich und mit mir freute, ohne Zweifel, Einwände und Bedenken zu äußern. »Dein Schweigen sagte alles.«

Margaret trat neben mich an den Tresen neben der Kasse. Offenbar schien sie zu spüren, dass ihre Reaktion mich verletzt hatte. »Ich frage mich nur, ob eine Adoption wirklich so eine weise Entscheidung ist.« »Margaret ...«, setzte ich seufzend an. »Brad und ich, wir wissen, was wir tun.« Obwohl meine Schwester es nicht offen ausgesprochen hatte, konnte ich mir denken, was ihr die größten Sorgen bereitete. Sie hatte Angst, dass der Krebs wieder zurückkehren könnte. Das war eine ernst zu nehmende Möglichkeit und eine Überlegung wert. Weder Brad noch ich nahmen dieses Problem auf die leichte Schulter.

»Brad ist einverstanden?« Meine Schwester klang skeptisch.

»Natürlich ist er einverstanden! Ich würde nie etwas gegen seinen Willen tun.«

Margaret wirkte immer noch nicht überzeugt. »Du bist sicher, dass ihr genau das wollt?«

»Ja«, erwiderte ich nachdrücklich. Manchmal dringt man nur so zu ihr durch. »Brad weiß genauso gut wie ich, welche Risiken wir eingehen. Du musst es nicht aussprechen, Margaret. Ich verstehe, warum du dir meinetwegen Sorgen machst, aber ich bin es leid, in ständiger Furcht zu leben.«

In Margarets Augen stand deutliche Besorgnis, während sie mich eingehend musterte. »Was, wenn die Adoptionsagentur kein Kind für euch findet?«

Auch darüber hatten Brad und ich uns unterhalten. Ja, das konnte durchaus passieren. Ich zuckte die Achseln. »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wir versuchen es einfach.«

»Ihr wollt ein Kleinkind?«

»Ja.« Ich stellte mir ein Neugeborenes vor, gewickelt in eine weiche rosa Decke, das mir sanft in die Arme gelegt wurde. An diesem Bild hielt ich mich fest, ließ mich davon trösten und mit Hoffnung erfüllen.

Zu meiner Überraschung kam Margaret nicht sofort mit einem weiteren Einwand. Nachdem sie eine oder zwei Minuten nachdenklich geschwiegen hatte, sagte sie leise: »Du wärst eine gute Mutter ... das bist du jetzt schon.«

Ich bin mir sicher, dass ich sie mit offenem Mund anstarrte, denn der Schock, den mir Margarets Bestätigung versetzte, war beinahe mehr, als ich bewältigen konnte. Meine Schwester zollte mir Anerkennung – ein absolutes Novum. Halt, nein, das war nicht fair. Schließlich hatte sie ihren Teil dazu beigetragen, dass Brad und ich wieder zueinanderfanden, nachdem ich ihn von mir gestoßen hatte. Ihr Eingreifen hatte letztlich dazu geführt, dass wir heirateten.

»Danke«, flüsterte ich und berührte ihren Arm.

Margaret gab eine schroffe, unverständliche Antwort und ging hinüber zu dem Tisch hinten im Laden, wo sie sich einen Stuhl nahm, sich hinsetzte und ihre Häkelarbeit auspackte.

»Ich habe das Poster aufgehängt, das du für den neuen Kurs angefertigt hast«, sagte ich, bemüht, die Rührung in meiner Stimme zu verbergen. Dass Margaret mir ihren Segen zu irgendetwas gab, war das Letzte, was ich von ihr erwartet hatte, und ihre Worte berührten mich zutiefst.

Auf meine Bemerkung reagierte sie mit einem Nicken.

Die Idee für den neuen Strickkurs stammte von Margaret. »Stricken, um loszulassen«, so nannte sie den Kurs, und ihr Vorschlag gefiel mir ausgezeichnet. Seit der Eröffnung des Wollgeschäfts vor fünf Jahren war mir aufgefallen, wie viele unterschiedliche Motive meine Kunden – vor allem Frauen, aber auch ein paar Männer – veranlassten, stricken lernen zu wollen. Manche suchten nach Ablenkung oder einem Fluchtweg, einer Sache, auf die sie sich konzentrieren konnten, um sich von irgendeiner Gewohnheit oder einem beherrschenden Gedanken zu befreien. Andere kamen, weil sie sich fürs Stricken begeisterten, und wieder andere hofften, ihrer Liebe zu jemandem oder ihrer Kreativität – oder auch beidem – mit etwas Handgearbeitetem Ausdruck verleihen zu können.

Vor vier Jahren hatte sich Courtney Pulanski, eine Highschool- Schülerin, für meinen Sockenstrickkurs eingeschrieben. Dieser Kurs hatte dazu beigetragen, dass ihr Versuch abzunehmen von Erfolg gekrönt war. Kaum zu glauben, dass Courtney inzwischen auf die Oberstufe des Colleges ging und immer noch gern strickte. Und wichtiger noch: Sie hatte das Gewicht halten können, das sie in jenem Sommer erreicht hatte.

»Ich hoffe, Alix versteht den Wink«, sagte Margaret in meine Gedanken hinein.

Ich begriff nicht gleich, worauf sie hinauswollte. »Wie bitte?« »Alix raucht wieder.«

Nicht, dass mir das entgangen wäre. Sie roch jedes Mal, wenn sie den Laden betrat, nach Zigarettenrauch. Der Geruch hing in ihren Kleidern und ihren Haaren und ließ sich nicht verbergen. Dennoch schien Alix zu glauben, dass es niemandem auffiel. Tatsächlich hatten es alle längst bemerkt.

»Wenn du mich fragst: Sie würde gern aufhören.«

»Dann sollte sie sich für den Kurs anmelden«, erklärte Margaret mit Nachdruck. »Brauchen könnte sie es.«

Das war typisch für Margaret. Sie glaubte immer zu wissen, was das Beste für jemanden war. Aber im Moment amüsierte mich ihre bestimmende Art eher, als dass sie mich ärgerte.

Die erste Kundin des Tages – eine Frau, die ich noch nie gesehen hatte – betrat den Laden, und fünfzehn Minuten später hatte ich Garn für etwa hundert Dollar verkauft. Ein vielversprechender Start in den Tag.

Sowie sich die Ladentür hinter der Kundin geschlossen hatte, legte Margaret ihre Häkelarbeit beiseite, eine Decke für unsere Mutter, die in einem nahegelegenen Pflegeheim lebte. »Du weißt aber, was geschehen wird, nicht wahr?«

»Geschehen womit?«, fragte ich verwirrt.

»Mit dieser Adoptionsgeschichte.«

Ich erstarrte. Natürlich hätte ich wissen müssen, dass Margaret das Thema nicht ruhen lassen würde. Zumindest nicht, bevor sie ein paar düstere Prophezeiungen von sich gegeben hatte. Mir war klar, dass sie diesem Drang nicht widerstehen konnte, genauso wie mir klar war, dass ihr Beschützerinstinkt mir gegenüber der eigentliche Auslöser war. Aber gerade jetzt wollte ich nichts dergleichen hören.

»Und das wäre?«, fragte ich. Hoffentlich konnte ich meinen Ärger gut genug verbergen.

»Hast du schon mit einem Sozialarbeiter darüber gesprochen?«

»Ja, natürlich.« Ich hatte mit Anne Marie geredet, die mir Evelyn Boyle empfohlen hatte, die Sozialarbeiterin, die für Ellen zuständig gewesen war und ihre Adoption in die Wege geleitet hatte. Anne Marie und Ellen passten so perfekt zusammen, dass ihre Geschichte mich dazu inspiriert hatte, meine Ängste und Befürchtungen zu überwinden. Also waren Brad und ich an Evelyn herangetreten.

Margaret schüttelte den Kopf, was mich nur noch mehr verärgerte.

»Anne Marie hat mir die Telefonnummer der Frau gegeben, die ihr bei Ellens Adoption zur Seite gestanden hat.«

Bestürzt runzelte Margaret die Stirn und presste die Lippen aufeinander.

»Was ist jetzt schon wieder?«, fragte ich, bemüht, ruhig zu bleiben.

»Das würde ich nicht empfehlen.«

»Warum nicht? Im Übrigen ist es sowieso zu spät.«

»Diese Sozialarbeiterin kümmert sich um Pflegekinder, richtig?«

»Soweit ich weiß, ja ...« Ich wusste es mit Sicherheit, konnte aber nicht erkennen, inwiefern das von Bedeutung sein sollte. »Was spielt das für eine Rolle?«

Meine Schwester verdrehte die Augen, als hielte sie das für völlig offensichtlich. »Weil sie Kinder in ihren Akten hat«, erklärte sie übertrieben geduldig. »Vermutlich hat sie viele Kinder, von denen sie nicht weiß, wo sie sie unterbringen soll. Lass es dir gesagt sein: Sie wird einen Anlass finden, euch ein bedürftiges Kind aufs Auge zu drücken. Und zwar ganz bestimmt keinen Säugling.«

»Margaret«, erklärte ich spitz, »Brad und ich werden einen Säugling adoptieren. Diese Sozialarbeiterin, Evelyn heißt sie, hilft uns nur bei dem ganzen Prozedere. Das ist alles.«

(Continues…)


Excerpted from "Der Sommer der Wunsche"
by .
Copyright © 2018 MIRA Taschenbuch in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg.
Excerpted by permission of HarperCollins Germany GmbH.
All rights reserved. No part of this excerpt may be reproduced or reprinted without permission in writing from the publisher.
Excerpts are provided by Dial-A-Book Inc. solely for the personal use of visitors to this web site.

From the B&N Reads Blog

Customer Reviews