Der Traum vom Happy End
Im Wechselbad der Gefühle: Endlich hat Bailey mit Cody ihren Traummann gefunden, doch alle Hoffnungen auf eine Karriere als Musicaldarstellerin platzen jäh. Als sich in Hollywood neue Türen öffnen, ist Bailey unsicher: Soll sie den Weg in die Schauspielerei wagen? Was würde das für sie und Cody bedeuten? Für Baileys Freundin Andi wachsen langsam neue Träume aus dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Trotz der Schwangerschaft schöpft sie aus ihrem neu gefundenen Glauben wieder Hoffnung für die Zukunft. Wird es eine Zukunft mit oder ohne ihr Baby sein? Kann sie es wirklich zur Adoption freigeben?

Karen Kingsbury war Journalistin bei der Los Angeles Times. Seit einiger Zeit widmet sie sich ganz dem Schreiben christlicher Romane. Sie lebt mit ihrem Mann, drei eigenen und drei adoptierten Kindern in Washington.
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Der Traum vom Happy End
Im Wechselbad der Gefühle: Endlich hat Bailey mit Cody ihren Traummann gefunden, doch alle Hoffnungen auf eine Karriere als Musicaldarstellerin platzen jäh. Als sich in Hollywood neue Türen öffnen, ist Bailey unsicher: Soll sie den Weg in die Schauspielerei wagen? Was würde das für sie und Cody bedeuten? Für Baileys Freundin Andi wachsen langsam neue Träume aus dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Trotz der Schwangerschaft schöpft sie aus ihrem neu gefundenen Glauben wieder Hoffnung für die Zukunft. Wird es eine Zukunft mit oder ohne ihr Baby sein? Kann sie es wirklich zur Adoption freigeben?

Karen Kingsbury war Journalistin bei der Los Angeles Times. Seit einiger Zeit widmet sie sich ganz dem Schreiben christlicher Romane. Sie lebt mit ihrem Mann, drei eigenen und drei adoptierten Kindern in Washington.
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Der Traum vom Happy End

Der Traum vom Happy End

by Karen Kingsbury
Der Traum vom Happy End

Der Traum vom Happy End

by Karen Kingsbury

eBook1., Auflage (1., Auflage)

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Overview

Im Wechselbad der Gefühle: Endlich hat Bailey mit Cody ihren Traummann gefunden, doch alle Hoffnungen auf eine Karriere als Musicaldarstellerin platzen jäh. Als sich in Hollywood neue Türen öffnen, ist Bailey unsicher: Soll sie den Weg in die Schauspielerei wagen? Was würde das für sie und Cody bedeuten? Für Baileys Freundin Andi wachsen langsam neue Träume aus dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Trotz der Schwangerschaft schöpft sie aus ihrem neu gefundenen Glauben wieder Hoffnung für die Zukunft. Wird es eine Zukunft mit oder ohne ihr Baby sein? Kann sie es wirklich zur Adoption freigeben?

Karen Kingsbury war Journalistin bei der Los Angeles Times. Seit einiger Zeit widmet sie sich ganz dem Schreiben christlicher Romane. Sie lebt mit ihrem Mann, drei eigenen und drei adoptierten Kindern in Washington.

Product Details

ISBN-13: 9783868278118
Publisher: Francke-Buch
Publication date: 01/01/2016
Series: Mission Hollywood
Sold by: CIANDO
Format: eBook
Pages: 307
File size: 493 KB
Language: German

About the Author

About The Author
Karen Kingsbury war Journalistin bei der Los Angeles Times. Seit einiger Zeit widmet sie sich ganz dem Schreiben christlicher Romane. Sie lebt mit ihrem Mann, drei eigenen und drei adoptierten Kindern in Washington.

Read an Excerpt

Kapitel 1 Bailey Flanigans Beine zitterten und ihre Arme fühlten sich wie weich gekochte Nudeln an. Im Herzen von New York City waren die Hitze und Luftfeuchtigkeit so erdrückend, wie Bailey sie im ganzen Sommer noch nicht erlebt hatte. Falls das Tanzstudio eine Klimaanlage hatte, war sie nicht eingeschaltet. Das Gemisch aus schweißtriefenden Körpern und abgestandener Luft machte es Bailey und den anderen Tänzern fast unmöglich, genügend Sauerstoff zu bekommen. „Und noch einmal!“, rief Sebastian, der Castingdirektor der West Side Story. „Fünf, sechs, sieben, acht …“ Die Musik setzte ein und Bailey holte schnell Luft. Beweg dich weiter!, trieb sie sich selbst an. Gib nicht auf! Sie konnte nicht aufhören, obwohl ihr der Castingdirektor alles abverlangte. Das war ihr Traum: ein Vortanzen in einem New Yorker Studio am Broadway. Sie würde alles geben, selbst wenn sie zusammenbräche. Sie hatte mit Katy Hart Matthews an ihrer Schauspiel- und Bühnenpräsenz gearbeitet; falls sie das Casting bestand, kämen ihr diese Stunden sehr zugute. Aber das Vortanzen brachte sie an ihre Grenzen. Wenn sie gewusst hätte, wie viele Stunden sie tanzen mussten und dass von ihnen erwartet wurde zu singen, ohne eine Spur von Erschöpfung zu zeigen, hätte sie mehr geübt. Sie war nicht sicher, ob es ihrem Ex-Freund, Tim Reed, genauso ging wie ihr. Er hatte fast den ganzen Sommer mit einem privaten Tanz- und Sprachlehrer gearbeitet und soweit Bailey sehen konnte, zahlten sich seine Bemühungen aus. Eines war sicher: Sebastian hatte nicht übertrieben. Er hatte ihnen gesagt, dass Hunderte talentierte Tänzer versuchen würden, eine der wenigen freien Stellen im Ensemble zu ergattern. Bailey erinnerte sich an die Szene vor einigen Stunden. Mindestens tausend Tänzer hatten auf der Straße angestanden, um eine Chance zum Vortanzen zu bekommen. Die einzige, winzige Hoffnung war, dass bei dem Vortanzen nicht nur Talente für die West Side Story, sondern auch für Wicked und Mary Poppins gesucht wurden. In jeder Show gab es mindestens zwei Stellen, die besetzt werden sollten. Bailey hatte Blasen an den Füßen und konnte die Arme kaum noch heben, als sie den Tanz noch einmal vorführte. Aber sie achtete nicht darauf. Sie wäre von einer Rolle in jeder dieser Shows begeistert. „Okay, fünf Minuten Pause!“ Der Castingdirektor winkte mit der Hand. „Danach geht es weiter.“ Bailey trat an die Seite und wischte sich mit einem Handtuch die Stirn ab. Jede Aufführung des christlichen Kindertheaters, jede Tanz- und Stimmprobe, das viele Üben, Beten und Träumen – das alles hatte zu diesem Moment geführt. Ihre Lunge brannte, als sie eine Wasserflasche aus ihrem Rucksack holte und sie mit drei großen Schlucken leerte. Ihre Mutter war mit ihr und Tim am Tag zuvor nach New York geflogen. Heute Morgen hatte sie beiden mehrere Wasserflaschen gegeben, wofür Bailey sehr dankbar war. Das Vortanzen dauerte schon fünf Stunden. Nach jeder Stunde wurden Bewerber nach Hause geschickt. Bis jetzt waren sie und Tim noch im Rennen. Im ganzen Studio verteilt standen die Tänzer zu zweit oder dritt zusammen, tranken Wasser und versuchten, wieder Luft zu bekommen. Bailey wollte mit Tim sprechen, aber sie musste ihrer Mutter Bescheid geben, wie es lief. Sie schaltete ihr Smartphone ein und trat auf den Flur hinaus. Ihre Mutter meldete sich sofort. „Schön, dass du dich meldest. Bist du noch dort?“ „Es geht noch weiter.“ Sie bemühte sich, sich ihre Müdigkeit nicht anhören zu lassen, aber das war unmöglich. Sie hatte kaum noch Kraft, um sich das Smartphone ans Ohr zu halten. „Es dauert noch mindestens eine Stunde.“ „Wie läuft es?“ „Die Castingdirektoren sind streng. Aber sie mögen uns. Glaube ich wenigstens. Die Konkurrenz ist so groß. Das ist unglaublich.“ Ihre Mutter hatte sich für diesen Tag ein Mietauto genommen. Nachdem sie Bailey und Tim früh am Morgen abgesetzt hatte, wollte sie einen Einkaufsbummel in der Fifth Avenue machen, um sich abzulenken, bis das Vortanzen vorbei wäre. „Okay.“ Ihre Mutter klang aufgeregt und ihre Begeisterung war ansteckend. „Gib dein Bestes, Schatz. Ich bete für dich.“ Baileys Herz schlug bei den Worten ihrer Mutter höher. In den letzten Jahren hatte ihre Mutter nur ganz selten angedeutet, dass es ihr schwerfallen würde, wenn Bailey vielleicht nach New York City zog. Bailey hatte auch mit Cody darüber gesprochen. Sie hatte ihm versprechen müssen, dass sie nicht an ihre Beziehung oder ihre Zukunft mit ihm denken würde. Wenigstens nicht an diesem Wochenende, da es im Moment um die Verwirklichung ihres Traums ging. Trotzdem kreisten ihre Gedanken ständig um Cody. Wenn sie eine Rolle bekäme, würden sie sich nur selten sehen. Wäre sie ein halbes Jahr oder ein ganzes Jahr in New York City? Vielleicht sogar länger? Sie hatte zu viele Fragen und zu wenige Antworten. Baileys Entschlossenheit wuchs. Zuerst musste sie die Rolle bekommen. Die Antworten kamen danach. Die Pause ging viel zu schnell zu Ende, ohne dass Bailey mit Tim sprechen konnte. Als Nächstes tanzten nur die Männer. Es waren ungefähr hundert Tänzer übrig und Sebastian stellte Tim in die vorderste Reihe. „Folgen Sie mir und passen Sie gut auf. Ich sage es nicht zweimal. In ein paar Minuten gehe ich durch die Reihen. Wenn ich Ihnen auf die Schulter tippe, können Sie gehen. Danke für Ihr Kommen. Wenn ich Sie nicht antippe, bleiben Sie hier. Dann sind Sie in der nächsten Runde.“ Sebastian begann eine schwierige Folge aus acht Schritten, die alle in einem irrsinnig schnellen Tempo getanzt werden sollten. Bailey war nicht sicher, aus welcher Show dieser Tanz stammte, aber sie bezweifelte, dass er in dieser Geschwindigkeit aufgeführt wurde. Vielleicht war das nur eine weitere Möglichkeit für den Castingdirektor, seine Auswahl zu treffen. Tänzer, die nicht mithalten konnten, wurden nach Hause geschickt. Ganz einfach. Der Übungsteil dauerte nur zehn Minuten. Dann tanzten die Männer die Schrittfolge immer wieder, während Sebastian und drei seiner Assistenten zwischen den Reihen durchgingen und dem einen oder anderen auf die Schulter tippten. Als sie an allen Männern im Raum vorbeigegangen waren, blieben nur acht Tänzer übrig. Tim war einer von ihnen. Bailey wollte aufstehen und klatschen, aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Sie hoffte, er konnte merken, wie stolz sie auf ihn war. Sein Traum wurde vor ihren Augen wahr. Seit sie Schluss gemacht hatten, war so viel Zeit vergangen, dass sie jetzt wieder gute Freunde sein konnten. Es war eine lockere Freundschaft ohne tiefere Gespräche oder Telefonanrufe oder den Wunsch nach mehr. Sie war sehr froh, dass es keine negativen Gefühle zwischen ihnen gab. Sebastian gab den Männern zehn Minuten Pause und forderte sie auf, danach zurückzukommen, um den Frauen zuzusehen. Dann erteilte er den Tänzerinnen Anweisungen und stellte sie ähnlich wie die Männer in Reihen auf. „Bei Ihnen läuft es genauso, meine Damen. Ich zeige Ihnen den Tanz und Sie führen ihn dann so lange vor, bis ich an jeder von Ihnen vorbeigegangen bin. Das gleiche Verfahren wie bei den Männern: Wenn ich Ihnen auf die Schulter tippe, dann danke für Ihr Kommen. Wenn nicht, bleiben Sie bitte für die nächste Runde.“ Bailey nahm ihren Platz ein. Jetzt wird es ernst, dachte sie. Bitte, Gott, gib mir Kraft. Hilf mir, für dich zu glänzen. Ich wünsche mir das so sehr, Herr, bitte. Ihre Beine zitterten, als sie sich in der mittleren Reihe aufstellte. Vielleicht hätte sie sich nach vorne drängen oder sich um einen Platz am Ende bemühen sollen, damit man sie besser sehen konnte. Bitte, Gott! Du hast mich dafür geschaffen. Das weiß ich. Bailey dehnte noch einmal ihre Beine und wünschte wieder, sie hätte sich besser vorbereitet. Sie war so müde, dass sie nicht sicher war, ob sie jetzt eine komplizierte Achter-Schrittfolge lernen, geschweige denn, eine ganze Reihe tanzen konnte. Sebastian klatschte schnell und kräftig in die Hände. „Es geht los, meine Damen! Passen Sie gut auf.“ Er zeigte ihnen einen Tanz, der schwerer war als alles, was Bailey je vorgeführt hatte. Ihr ganzes Leben lang hatte sie gedacht, sie wäre für ein solches Vortanzen bereit; sie wäre bereit, über eine Broadwaybühne zu springen, zu tanzen und zu schweben. Schließlich hatte sie das jahrelang im christlichen Kindertheater gemacht und hatte erst vor wenigen Monaten auf der Bühne der Universität gestanden. Aber es kostete sie ihre ganze körperliche und mentale Energie, in der kurzen Zeit, die sie bekamen, den Tanz zu lernen. Nur einen kurzen Moment später erklärte Sebastian das Einüben als beendet. „Sind Sie bereit, meine Damen?“, rief er. „Fünf, sechs, sieben, acht …“ Damit begann die rhythmische Musik erneut und die Tänzerreihen setzten sich in Bewegung und tanzten, als hinge ihr Leben von ihren Schritten ab. Bailey überwand die Schmerzen und die Erschöpfung und drang zu einer anderen Ebene durch – zu Tanzfähigkeiten, die sie sich nicht zugetraut hätte. Danke, Gott. Ich schaffe es. Ich tanze besser als je zuvor in meinem Leben! Ich kann das. Ich weiß, dass ich es kann. Danke. Sebastian schien genau zu wissen, was er suchte. Er ging durch die Reihen und tippte fast jedem Mädchen, an dem er vorbeiging, auf die Schulter. Bailey stellte sich vor, dass er an ihr vorbeiging und sie nicht antippte. So gut wie jetzt hatte sie noch nie getanzt. Sie musste doch eine Rolle bekommen, oder? Bailey wollte wieder beten, aber sie konnte nur tanzen. Schließlich war sie an der Reihe. Wieder konnte sie sich den Sieg fast vorstellen, konnte sie fühlen, wie Sebastian an ihr vorbeiging, ohne ihr auf die Schulter zu tippen, und sie in die nächste Runde kommen ließ. Irgendwie kannten sie sich sogar. Sie hatten sich im letzten Jahr kennengelernt, als ihre Mutter mit ihnen in New York City gewesen war. Vielleicht hatte er Mitleid mit ihr und … Sie tanzte weiter, ging an ihre Grenzen, doch in diesem Moment zögerte Sebastian neben ihr. Er schaute sie bedauernd an und zog kurz die Braue hoch, als wollte er sagen, sie hätte mehr üben sollen. Ohne ihr noch mehr Zeit zu geben, um sich zu beweisen, tippte er auf ihre Schulter. Es war vorbei. Als die Musik endete, hatte Bailey große Mühe, nicht zu weinen. Ihre Glieder schmerzten und jeder Schritt tat weh. Sie fühlte die Blasen an ihren Füßen, während sie zu ihrem Rucksack ging. Ihre Lunge verlangte dringend Sauerstoff, um ihren erschöpften Körper zu versorgen. Was war gerade passiert? Hatte sie wirklich den ganzen Tag durchgehalten, um ganz am Ende doch auszuscheiden? Sie ging wie in Trance und fand ihre Sachen an der Wand. Gott, warum? Ihr Gebet kam sofort und stumm. Ist das wirklich dein Wille für mich, die Pläne, die du für mich hast? Ich habe alles gegeben, was ich hatte, und ich dachte … ich dachte, du würdest mich für dich hier in New York City glänzen lassen. Ich dachte, das wäre dein Wille, Vater. Warum also? Warum? Aber noch während ihr Gebet aus ihrem verletzten Herzen strömte, wurde ihr etwas bewusst: Es war nicht das letzte Mal, dass sie für eine Broadwayshow vortanzte. Sie würde nach Hause fliegen und sich noch mehr anstrengen, intensiver üben. Beim nächsten Mal würden die Castingdirektoren keinen Zweifel an ihren Fähigkeiten haben. Doch trotz dieser Pläne, nicht aufzugeben, sank Bailey enttäuscht an die Wand. Sie rutschte auf den Boden und schlug die Hände vors Gesicht. Wie sollte sie das ihrer Mutter, ihrem Vater und ihren Brüdern sagen? Und was war mit Cody? Er war so sicher gewesen, dass sie eine Rolle bekäme. Er glaubte an sie und jetzt … jetzt musste sie ihnen allen sagen, was passiert war. Sie hatte sie alle enttäuscht – sich selbst und Gott und alle, die sie liebten. Sie hatte Cody beim Freizeitwochenende von Campus für Christus am Lake Monroe gesagt, dass sie nicht sicher sei, ob sie in New York City wohnen wolle. Aber jetzt wollte sie es. Sie war dafür bereit. Sie war bereit, den nächsten Schritt in ihre Zukunft zu gehen. Stattdessen musste sie nach Hause zurückkehren und sich bemühen, besser zu werden. Sie würde den Rest des Sommers in Bloomington verbringen und Cody Coleman so oft sehen, wie sie wollte. Statt tausendfünfhundert Kilometer von ihm getrennt zu sein, war sie für ein weiteres Jahr am College und konnte bei jedem Footballspiel der Clear Creek High School im Herbst auf der Tribüne sitzen. Aber das alles konnte ihre Niedergeschlagenheit in diesem Moment nicht mildern. Je länger sie daran dachte, dass Gott ihr diese Tür geöffnet hatte und sie so sicher gewesen war, dass sie eine Rolle bekäme, umso mehr wuchs ihre Entschlossenheit. Beim nächsten Mal würde es anders ausgehen. Tim nahm für den nächsten Tanz seinen Platz auf der Bühne ein. Bailey zog ihre letzte Wasserflasche aus dem Rucksack und schraubte den Deckel ab, ohne den Blick von Tim abzuwenden. Die anderen Tänzerinnen waren gegangen und sie war nicht sicher, ob sie bleiben durfte. Aber solange sie nicht aufgefordert wurde zu gehen, nahm sie an, dass sie zusehen könnte. Sie war sowieso zu müde, um aufzustehen. Und sie wollte hierbleiben, denn was wäre, wenn … wenn Tim genommen würde? Wäre es für ihn komisch, ohne Bailey hier zu leben und am Broadway zu arbeiten? Ihr Herz hämmerte, weil Tims Zukunft in den nächsten Minuten von Fremden in einem überhitzten Tanzstudio in New York City entschieden werden würde. Sie wischte sich mit dem Handtuch über die Stirn und nippte an ihrem Wasser. Dein Wille geschehe, Gott. Dein Wille geschehe mit Tim. Sebastian stellte die acht übrigen Frauen mit den acht übrigen Männern zusammen. Dieses Mal hatte Bailey keinen Zweifel, aus welchem Stück der Tanz stammte. Es war die Ensemblenummer „Dancing through Life“, eines der größten Stücke im Musical Wicked. Diesen Tanz würde jeder Musicaltänzer gern lernen. Wieder verlor Sebastian keine Zeit. Er zeigte ihnen den halben Tanz und zählte dann ab, bevor die Musik einsetzte. Tim tanzte mit einer kleinen Asiatin, einer schönen Tänzerin mit einer unglaublichen Ausstrahlung. Bailey schaute ihnen zu und konnte den Blick nicht von den beiden abwenden. Seit wann hatte Tim eine so unglaubliche Bühnenpräsenz? Die Entscheidung, welche vier Paare bleiben sollten, wurde schnell getroffen. „Wenn ich Sie aufrufe, können Sie sich setzen. Wenn nicht, dann holen Sie bitte Ihre Sachen und gehen. Auch Ihnen vielen Dank für Ihr Kommen.“ Er las ohne Pathos Namen von einer Liste vor. Eine Minute später verließ die Hälfte der Tänzer den Raum, die andere Hälfte – darunter Tim – setzte sich auf den Boden und schaute Sebastian erwartungsvoll an. „Herzlichen Glückwunsch. Wir haben heute über zwölfhundert Tänzer gesehen – und Sie haben die freien Rollen bekommen. Jeder von Ihnen bekommt einen Arbeitsvertrag für mindestens sechs Monate und …“ Der Direktor sprach weiter und gab ihnen letzte Informationen, was sie zu tun hatten und wie viel sie wöchentlich verdienen würden. Bailey konnte sich nicht mehr auf seine Worte konzentrieren. Für Tim wurde der Traum wirklich wahr. Es war fast nicht zu glauben. Tim Reed? Der Junge, für den sie als Mädchen geschwärmt hatte, ihr langjähriger Freund vom christlichen Kindertheater, war jetzt Schauspieler und Tänzer am Broadway? Er bekam die Rolle, die sie sich immer erträumt hatte. Guter Gott, warum kann ich nicht mit ihm hier sein? Es wäre herrlich gewesen, jemand in New York zu kennen, einen Freund zu haben. Es wäre perfekt gewesen. Tim wagte es erst, sich umzudrehen, als Sebastian sie entließ, doch dann stürmte er auf Bailey zu. „Ich habe es geschafft!“ Er zog sie auf die Beine, nahm sie in die Arme und wirbelte sie zweimal um sich herum. „Ich kann es noch gar nicht glauben, Bailey! Ich werde tatsächlich in einer echten Broadwayshow auftreten!“ „Ich weiß!“ Sie lächelte, als er sie wieder auf den Boden stellte, und bemühte sich um eine fröhliche Miene, aber diese wollte nicht kommen. Hör auf, dir leidzutun, Bailey! Das ist lächerlich. Hilf mir, mich für ihn zu freuen, Herr. Sie hatte das Gefühl, eine furchtbare Freundin zu sein, weil sie sich über seinen Erfolg nicht richtig freuen konnte. „Wow!“ Er atmete schwer und hatte unübersehbar Mühe zu fassen, was gerade passiert war, seinen Erfolg ganz zu begreifen. Dann blinzelte er zweimal, weil ihm plötzlich einzufallen schien, dass Bailey keinen Grund zu feiern hat. Sie hatte es nicht geschafft. Er legte die Hände auf ihre Schultern und sein Lächeln verblasste. „Sie hätten dich auch nehmen sollen, Bailey. Du warst großartig.“ Sie blinzelte die Tränen zurück und lächelte jetzt. „Ich werde es wieder probieren.“ Sie streckte sich zu ihm hinauf und küsste ihn auf die Wange. „Ich gratuliere dir. Ich bin so stolz auf dich. Wann erfährst du, in welcher Show du mitspielst?“ „Hast du das nicht gehört? Am Ende hat er auf jeden von uns gedeutet und gesagt, wo wir arbeiten werden.“ Sein Gesicht strahlte wieder auf. „Ich bin in Wicked. Ich kann es immer noch nicht ganz glauben.“ Bailey stockte der Atem. Wicked? Die größte Show am Broadway? „Das ist ja perfekt!“ Sie wollte sich für Tim freuen und verdrängte ihre eigene Enttäuschung. Wenn er im Ensemble für diese Show eine Rolle bekommen hatte, war dieser erste Halbjahresvertrag erst der Anfang. Sie war dankbar, dass sie vor fast zwei Monaten mit ihm Schluss gemacht hatte. Sonst hätte dieser Abschied sie vielleicht verwirrt. Aber Bailey hatte Tim schon lange vor dem eigentlichen Schlussstrich losgelassen. Jetzt konnte sie sich ehrlich für ihn und seine Zukunft hier in New York City freuen. „Du wirst eines Tages auch hier sein, das weiß ich.“ Er umarmte sie kurz, da sie beide schweißgebadet waren. „Gib nicht auf, Bailey. Versuche es weiter.“ Eine spürbare Zärtlichkeit trat in ihr Lächeln. Sie hatte in Sachen Liebe nicht aufgegeben. Deshalb war sie jetzt – oder besser: sicher bald – mit Cody Coleman zusammen. Und sie würde auch ihren Traum, auf der Bühne zu stehen, nicht aufgeben. „Danke. Ich gebe nicht auf.“ „Versprochen?“ „Versprochen.“ Bailey zog ihr Smartphone aus der Tasche. „Ich muss meine Mutter anrufen.“ Ihr graute vor diesem Gespräch, aber es war unausweichlich. Sie bemühte sich um einen unbeschwerten Tonfall und bat ihre Mutter nur, sie an der Tür abzuholen. Mehr sagte sie ihr noch nicht. Fünf Minuten später fuhr das Auto vor. Ihre Mutter sprang heraus und umarmte sie schnell. „Wie ist es ausgegangen?“ Bailey wartete, bis sie im Auto saßen, dann atmete sie tief ein. „Sie haben mich nicht genommen.“ Sie lächelte, obwohl neue Tränen in ihre Augen traten. Sie zitterte nicht mehr so sehr wie vorher, aber sie war müde und von der körperlichen und emotionalen Anstrengung ziemlich ausgelaugt. Sie schaute ihre Mutter nicht direkt an, da sie sonst zusammenbrechen würde. Das wollte sie auf keinen Fall. Sie würde ihre Gefühle erst zulassen, wenn sie und ihre Mutter allein waren. „Aber weißt du was?“ Ihre Stimme zitterte ein wenig, aber sie bemühte sich um Selbstbeherrschung. „Tim hat eine Rolle in Wicked bekommen! Ist das nicht unglaublich! Er gehört zu den vier Männern, die genommen wurden. Du hättest ihn sehen sollen. Er war wirklich der Beste.“ Ihre Mutter gratulierte Tim sofort, aber gleichzeitig drückte sie Baileys Knie, um zu signalisieren, dass sie mit ihr litt. Ihre Mutter liebte sie sehr und wusste natürlich, dass Bailey sehr enttäuscht war. Aber sie kannte sie gut genug, um zu wissen, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Traurigkeit war. Tim hatte es geschafft und er verdiente es, dass sie sich mit ihm freuten. Erst später, als die Tür ihres Hotelzimmers zu war und sie allein waren, sank Bailey ihrer Mutter in die Arme und ließ ihren Tränen freien Lauf. „Ich habe es mir so sehr gewünscht, Mama. Ich habe mir in meinem ganzen Leben noch nie etwas so sehr gewünscht.“ Das Schluchzen schlug über Bailey zusammen und einen langen Moment hielt ihre Mutter sie einfach fest. „Schatz, es ist okay zu weinen. Ich weiß, dass du enttäuscht bist.“ Nach einer Weile zog Bailey den Kopf zurück und schaute ihre Mutter an. Eine tiefe Traurigkeit schwang in ihren Worten mit. „Ich dachte, es wäre Gottes Wille. Ich bete seit Monaten dafür, und … und ich dachte, ich würde es schaffen. Ich hätte Tim hier – es wäre einfach perfekt gewesen.“ Sie schluchzte wieder und drückte die Finger unter ihre Augen. „Du kannst es wieder versuchen.“ „Ich weiß.“ Bailey nickte schniefend. Aber die Tränen ließen sich nicht verdrängen. Sie wischte sie weg und trat ans Fenster ihres Hotelzimmers, um auf die Stadt hinabzuschauen. „Das werde ich auch tun.“ Sie schaute ihre Mutter an. „Das nächste Mal strenge ich mich noch mehr an. Das will Gott bestimmt von mir.“ „Ja.“ Die Miene ihrer Mutter verriet, wie sehr sie mit Bailey litt. Sie aßen an diesem Abend in ihrem Zimmer Pizza und Tim ging früh schlafen. Bailey und ihre Mutter schauten auf dem Sportkanal eine Sondersendung über die Indianapolis Colts an. Baileys Vater, der Trainer der Colts, gehörte zu den begehrtesten Trainern in der NFL. Nach der Sendung riefen sie ihren Vater an und gratulierten ihm. „Nach dieser Sendung wird sich jede Mannschaft im Profifootball um dich reißen.“ Bailey lehnte sich auf dem Sofa neben dem Fenster zurück. „Ich bin so stolz auf dich, Papa.“ Er wusste, wie ihr Vortanzen ausgegangen war. „Ich bin auch stolz auf dich, Schatz. Beim nächsten Mal nehmen sie dich ganz bestimmt.“ Seine Stimme war zärtlich. „Ich kenne dich. Diese Erfahrung macht dich nur stärker.“ Während sie sich unterhielten, klingelte das Smartphone ihrer Mutter. Sie ging ins Schlafzimmer, um ungestört zu telefonieren. Als sie nach einer Weile ins Wohnzimmer zurückkam, funkelten ihre Augen und ein Lächeln spielte um ihre Lippen. „Das war Katy Matthews.“ Sie lachte kurz. „Gottes Timing ist wie immer unglaublich.“ „Warum?“ Bailey setzte sich ein wenig höher auf. „Was hat sie gesagt?“ „Anscheinend hat die Castingdirektorin für Der Löwenzahnjunge deine kleine Rolle in Der letzte Brief gesehen. Sie war von dir begeistert, Bailey.“ Ihre Mutter nahm ihr gegenüber Platz. „Sie sagte, Dayne solle dich fragen, ob du zum Casting kommen möchtest.“ Sie wischte Bailey eine Strähne ihrer langen braunen Haare aus dem Gesicht. „Gott hat einen Plan für dich, Liebes. Auch wenn wir ihn nicht immer gleich erkennen.“ „Ich weiß. Davon bin ich auch fest überzeugt.“ Bailey dachte an die Möglichkeit, in Der Löwenzahnjunge eine Statistenrolle zu übernehmen. Der Film würde ganz groß herauskommen. Das Buch stand in der Bestsellerliste der New York Times weit oben. Jeder, der es gelesen hatte, war begeistert. Jetzt wurde der Film von Jeremiah Productions produziert, von Dayne Matthews und Keith Ellison, dem Vater von Baileys Freundin Andi. „In einem solchen Film eine Statistenrolle zu spielen wäre nicht schlecht. Das macht sich in meinem Lebenslauf bestimmt ganz gut.“ „Hm.“ Ihre Mutter legte den Kopf schief. „Vielleicht sollst du ja auch für eine größere Rolle vorsprechen. Das wäre immerhin möglich, nicht wahr?“ Bailey lächelte. „Für eine größere Rolle habe ich keine Erfahrung.“ Sie zuckte die Achseln und versuchte, optimistisch zu bleiben. „Es macht bestimmt Spaß. Wenn mich die Castingdirektorin sehen will, komme ich auf jeden Fall.“ „Das finde ich sehr gut.“ Aus den Augen ihrer Mutter sprach eine Unterstützung, von der viele Töchter nur träumen konnten. „Jetzt sollten wir schlafen gehen, einverstanden?“ Sie gingen ins Bett und Bailey merkte, wie erschöpft sie immer noch war. Sie könnte problemlos zehn Stunden durchschlafen. Aber bevor sie einschlief, wanderten ihre Gedanken zu Cody und Bloomington und den nächsten Monaten. Sie würde jede Minute genießen und die Zeit mit den Menschen, die sie liebte, auskosten. Aber sie würde sich auch mehr als je zuvor anstrengen. Denn mit Gottes Hilfe und viel Entschlossenheit würde sie im nächsten Jahr nach einem Vortanzen in New York City nicht wieder mit leeren Händen nach Hause fahren. Stattdessen würde sie sich in New York City eine Wohnung suchen.

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