Kleopatra. Die Königin, die Rom herausforderte und ewigen Ruhm gewann: Die Königin, die Rom herausforderte und ewigen Ruhm gewann Die mächtigste Frau der Antike Zwischen Mord, Macht und Leidenschaft Spannend wie ein Roman Von Italiens BESTSELLER-Autor

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Overview

Eine Frau, die Weltgeschichte schrieb

Seit über zweitausend Jahren beschäftigt Kleopatra die Fantasie der Menschen. Wir kennen sie aus Shakespearedramen und Hollywoodfilmen genauso wie als Chiffre für Luxus und Verführung. Doch wer war diese Frau wirklich?

Alberto Angela nimmt uns mit zurück in die Zeit: Vom Mord Cäsars am 15. März 44 v. Chr. bis zur Schlacht bei Actium, aus dem Oktavian als Alleinherrscher hervorgehen wird, beschreibt er fesselnd und hautnah das Leben Kleopatras, dieser faszinierenden Frau. Königin von Ägypten, Liebhaberin der zwei mächtigsten Männer der damaligen Welt, geopolitische Kriegsstrategin. Ein Leben auf Messers Schneide zwischen Mord, Macht und Leidenschaft. Cäsar, Antonius, Oktavian – spannend wie ein Roman, erzählt Alberto Angela, wie Kleopatra die Schicksale dieser Männer miteinander verknüpfte und damit Weltgeschichte schrieb. Ihr Einsatz ist hoch, und sie selbst verliert am Ende alles. Doch ihr Mythos lebt.

»Meine Nachforschungen ergeben das Bild einer unglaublich modernen Frau, die so ganz anders war, als wir es zumeist erwarten. Und genau dieser ›moderne‹ Zug ermöglichte es Kleopatra, eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Antike zu spielen.«Alberto Angela

»Vielmehr verbindet Angela auf wunderbare Weise populäre, ja sinnliche Darstellung mit harter Quellenkritik, die aus einem soliden Wissen über das Zeitalter seiner Akteure schöpft.« WELT Online


Product Details

ISBN-13: 9783959678711
Publisher: HarperCollins
Publication date: 06/03/2019
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 512
File size: 3 MB
Language: German

About the Author

ALBERTO ANGELA, geboren 1962 in Paris, ist Paläontologe, Naturforscher und Wissenschaftsjournalist. Seine Bücher über das Leben in der Antike (u.a. »Ein Tag im Alten Rom«, »Pompeji«) wurden in über 14 Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller. Durch die Sendereihe Meraviglie (dt.: Wunder), in der er die italienischen Kulturschätze der UNESCO vorstellt, wurde er in Italien zum Fernsehstar. Alberto Angela ist Mitglied des Istituto Italiano di Paleontologia Umana in Rom und des Centro Studi Ricerche Ligabue in Venedig.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Der Untergang einer Republik

15. März des Jahres 44 vor Christus

Sie blickt in die Ferne, auf den Horizont. Als suche sie Zuflucht in schönen Erinnerungen und beruhigenden Gefühlen.

Ein Seidenschal, von einem Windstoß aufgebläht wie ein Segel, umrahmt ihr ausdrucksstarkes Gesicht. Er wäre bereits weggeweht, hielte sie ihn nicht entschlossen fest. Nur dieses Zeichen verrät, wie viel Kraft in diesem nackten Frauenkörper steckt. Er ruht sanft in einer riesigen Muschel. Im schwachen Licht der Morgendämmerung verschwimmen die Konturen. Es könnte auch gar nicht anders sein, denn seine sinnliche Schönheit fügt sich in der Mitte des Raumes aus Tausenden von kleinen Steinchen zusammen. Ein feines Rascheln nähert sich dem eleganten Venus-Mosaik. Es rührt von einem feinen Gewand, das sachte über den Boden streift. Unvermutet verklingt es. Eine Gestalt setzt einen kleinen gepflegten Fuß mit der Leichtigkeit einer Feder auf das Mosaik. Sie hält einen Augenblick inne und setzt dann, nur vom Schleifen des Gewandes begleitet, ihren Weg durch den Raum fort. Bei jedem Schritt umspielt das blütenweiße Kleid den Körper. Es folgt seinen Bewegungen wie ein Tänzer, der sich an seine Liebste drängt. Den Takt geben die Hüften vor, die sich immer wieder unter dem Weiß der Tunika abzeichnen wie Delfine, die aus dem Wasser auftauchen, um gleich darauf wieder zu verschwinden. Dann fallen die elegant plissierten Falten wieder in ihre ursprüngliche Ordnung zurück. Im Halbdunkel des Flurs scheint die Tunika förmlich zu schweben. Nur wenige Lichtstrahlen durchdringen die Dunkelheit und werfen den hellen Schimmer des Stoffes auf die Wandfresken, eine lichte Liebkosung, leicht wie eine Wolke. Die Gestalt bewegt sich auf ein Fenster zu. Das Gegenlicht umspielt ihre Formen. Die Tunika scheint sich in Licht aufzulösen und hüllt den zarten Körper in hellen Schein. Es ist der Körper einer jungen Frau von 25 Jahren. Sie ist klein und zierlich, aber ausgesprochen wohlgeformt. Bei jeder ihrer Bewegungen verschmelzen weibliche Kurven und königliche Eleganz zu einem harmonischen Ganzen von unbeschreiblicher Sinnlichkeit. Ihr langsamer Schritt und die sich abzeichnenden Hüften tun ein Übriges. Ein Prickeln liegt in der Luft, kaum wahrnehmbar wie der Hauch eines Parfüms. Und genau wie bei einem kostbaren Duft liegt ihr wahres Geheimnis weniger in ihrer Schönheit als in dem Eindruck, den sie bei den Umstehenden erweckt. Ein Geheimnis, das sie geschickt einzusetzen weiß. Genau wie die Heiltränke und Gifte, mit deren Wirkung sie schon lange vertraut ist.

Kleopatra.

Ihr Name stammt, anders als man vielleicht meint, nicht aus dem Ägyptischen, sondern aus dem Griechischen.

Wörtlich bedeutet er »Ruhm des Vaters« und steht für ein »ruhmvolles Geschlecht« (vom griechischen [TEXT NOT REPRODUCIBLE IN ASCII], kleos für Ruhm und [TEXT NOT REPRODUCIBLE IN ASCII], patros für »des Vaters«). Tatsächlich ist Kleopatra keine Ägypterin, sondern griechisch-makedonischen Ursprungs. Sie gehört einer Dynastie von Invasoren an, die seit fast 300 Jahren auf dem ägyptischen Thron sitzt. Sie pflegen andere Sitten und sprechen eine andere Sprache, nämlich Griechisch. Es handelt sich um die Ptolemäer (die korrektere Schreibweise wäre Ptolemaier, nach dem Dynastiegründer Ptolemaios I., aber ich halte mich an die gebräuchlichere Variante). Kleopatra trug den Beinamen »Thea Philopator«. Ihr vollständiger Name lautet also: »Kleopatra, Göttin, die den Vater liebt« (vom griechischen [TEXT NOT REPRODUCIBLE IN ASCII], thea für »Göttin« und [TEXT NOT REPRODUCIBLE IN ASCII], philopatora »die den Vater liebt«). Man kennt aus der Geschichte meist nur eine Kleopatra, nämlich die einzigartige Königin, von der dieses Buch handelt. Aber es gab vor ihr weitere sechs Königinnen dieses Namens. Um Verwechslungen zu vermeiden, bezeichnen Historiker sie deshalb meist als Kleopatra VII. Der Name war so häufig, weil die Ptolemäer traditionell immer dieselben Namen für die Nachkommen eines Herrschergeschlechts verwendeten. Etwa so, wie man es von den französischen Königen kennt, von denen eine ganze Reihe den Namen »Ludwig« trug. Deshalb hießen die ptolemäischen Prinzessinnen immer Arsinoë, Berenike oder eben Kleopatra.

Das Ägypten Kleopatras jedenfalls ist ganz anders, als man es sich gemeinhin vorstellt. Sie hat viel später gelebt als andere berühmte Ägypterinnen wie Nefertari (die Gemahlin von Pharao Ramses II.), Nofretete (Gattin von Pharao Echnaton) oder Hatschepsut. Von diesen Damen trennen sie 1200, 1300 und gut 1400 Jahre. Das ist, als würde man eine Frau der Gegenwart mit einer Frau vergleichen, die zu Zeiten Karls des Großen oder der Langobarden im Frühmittelalter gelebt hat. Kleopatra agierte also in einem völlig anderen Ägypten als ihre Vorgängerinnen. Zunächst hatten die Perser das Land besetzt und mehrere Jahrhunderte lang beherrscht. Dann wurde das Reich von Alexander dem Großen erobert. Er leitete die griechisch-makedonische Herrschaft der Ptolemäer ein, die für weitere drei Jahrhunderte auf dem Thron blieben.

Als Kleopatra zur Welt kommt, scheint Ägypten dazu bestimmt, in den Fängen der neuen Weltmacht Rom zu enden. Doch eben sie wird als großartige Herrscherin und Strategin das ägyptische Königreich fortleben lassen und dem Land sogar zu neuen Ländereien verhelfen. Dank der geschickten Politik Kleopatras, der es gelingt, zuerst Cäsar und dann Marcus Antonius zu bezirzen, erlangt Ägypten die Kontrolle über nahezu alle Gebiete im östlichen Mittelmeerraum, von der Türkei bis nach Libyen. Ein außergewöhnlicher Erfolg, der allein auf Kleopatras faszinierenden Fähigkeiten beruht. Zum letzten Mal schreibt ein Ägyptisches Großreich Geschichte. Kleopatra wird nur 21 Jahre lang regieren, in dieser Zeit aber das Schicksal der antiken Welt entscheidend mitgestalten. Das macht sie zu einer der mächtigsten, einflussreichsten und bedeutendsten Frauen aller Zeiten. Mit Ausnahme von Elisabeth I. von England kann sich wohl keine andere Frau auf dem Thron mit ihr messen, obwohl der Tod sie noch vor ihrem 40. Lebensjahr ereilen wird.

In einer von Männern beherrschten Welt liegt das Schicksal des Okzidents in den Händen einer jungen Frau. Und das zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Rom wandelt sich von der Republik zum Kaiserreich. Ohne Kleopatra wäre das nicht möglich gewesen und hätte vermutlich nicht zu den Ergebnissen geführt, die unsere Geschichtsbücher füllen. Denn sie ist eine der Ursachen für den Machtkampf zwischen Marcus Antonius und Oktavian, aus dem Letzterer als Sieger hervorgeht. Er wird so lange leben und regieren, dass er die Grundfesten für ein Reich schafft, das Jahrhunderte überdauern wird.

Unzählige Beinamen begleiten die junge Frau, die leise durch die mit Fresken geschmückten Räume schreitet. »Königin der Könige und Königinnen«, »Königin von Ober- und Unterägypten« und »Königin von Zypern«. Aber heute, mehr als 2000 Jahre später, steht ihr Name vor allem für eine kultivierte, unabhängige Frau, von der eine unwiderstehliche exotische Faszination ausgeht. Sie verstrickt Männer in leidenschaftliche Affären und weiß sie geschickt zu gängeln. Ist es wirklich möglich, dass diese Frau erst 25 ist?

Kleopatra hat eine pergula betreten, eine Art Balkon, den ein elegantes Holzgitter überdacht und von der Umgebung abschirmt. Mit den Fingern berührt sie die Windungen der hölzernen Arabesken, durch die ein Hauch der prickelnden Luft des noch jungen Morgens dringt. Für einen Moment schließt Kleopatra die Augen und saugt die frische Luft in tiefen Zügen ein. Dann schlägt sie die Augen langsam wieder auf. Ihr Blick ist warm und strahlend. Er leuchtet wie die Sonne, die still über den endlosen Wüsten Ägyptens aufgeht.

Nun aber spiegelt sich in ihren Augen eine andere Welt, die bei jedem Wimpernschlag kurz verschwindet. Das Bild, das sich auf ihrer Iris abzeichnet, zeigt eine gewaltige Stadt jenseits eines großen Flusses. Rom, wie es von Trastevere aus erscheint, wo sich die Horti Caesaris befinden, die »Gärten des Cäsar«. Auf diesem großen Anwesen hat Julius Cäsar die ägyptische Königin während ihres Aufenthalts untergebracht.

Von hier aus erkennt Kleopatra die enorme Ausdehnung der Stadt. Sie ist die größte im Mittelmeerraum und spielt immer mehr die Hauptrolle in der damals bekannten Welt. Genau wie es Ägypten jahrhundertelang getan hat. Aber das ist nun vorbei.

Stellen wir uns vor, wir sähen die Stadt durch Kleopatras Augen. So finden wir Einlass in ihre Straßen und können sie erkunden.

Rom bei Tagesanbruch

Es ist das Jahr 44 v. Chr. Die letzte Phase der Republik ist angebrochen. Noch wird es eine Generation dauern, bis das Römische Kaiserreich das Licht der Welt erblickt und seine ganze Macht entfaltet. Aber Rom ist bereits die chaotische, kosmopolitische Stadt, die die Schriftsteller der Antike fasziniert und später die Archäologen zum Staunen bringen wird. Vor allem ist Rom schon zu jener Zeit wunderschön.

Ein kräftiger Wind hat die Wolken und den Regen der vergangenen Stunden hinweggefegt. Die Sonne ist im Osten aufgegangen, und ihre ersten zarten Strahlen treffen das Kapitol. Sie tauchen den großen Tempel des Jupiter Optimus Maximus mit seinen gewaltigen Säulen in sanftes Licht. Drinnen thront neben den Statuen von Juno und Minerva die Riesenstatue des höchsten Gottes Jupiter. Sie wurde wahrscheinlich mit Elfenbein und Gold verziert, ein wahres Meisterwerk. Vor den Statuen treffen die Priester erste Vorbereitungen für die morgendlichen Zeremonien. Beim Anblick des Tempels, dessen Seitenlänge etwa 60 Meter beträgt, stockt einem der Atem. Einige Quellen berichten, dass die herrlichen Säulen mit den korinthischen Kapitellen aus dem fernen Griechenland stammen. Sulla soll sie im Jahr 86 oder 84 v. Chr. aus dem Olympieion in Athen entwendet haben. Er wollte dem Herzen Roms wohl eine griechische Seele einpflanzen. Sie sollte die Stärke der neuen Macht am Horizont signalisieren und gleichzeitig als Licht der Vergangenheit deren Zukunft erhellen. Mit dem Aufsteigen der Sonne erglühen die Statuen aus vergoldeter Bronze und die Reliefs am Giebel des Tempels, als würden sie in Flammen aufgehen. Ein grandioses Spektakel voller Symbolkraft, das von fast jeder Stelle der Stadt aus zu sehen ist.

Der Tagesanbruch überflutet die Häuser der Ewigen Stadt mit Licht und erweckt ihre Farben zu neuem Leben. Der bläulich graue Schleier, der Rom in der Dämmerung umhüllt, verschwindet langsam und lässt das Rot der Dächer zum Vorschein kommen. Bei diesem ersten Atemzug des Tages sieht die Stadt aus wie ein Meer, dessen Oberfläche sich im Windhauch kräuselt. Die Gebäude unterschiedlicher Höhe mit ihren Terrassen und Dachgauben sind die Wellen. Treppenartig ziehen sich die Villen über die Hügel. Hier und da ragen goldgrün funkelnd die oxidierten Bronzeziegel der Tempeldächer hervor wie Blumen auf einer Wiese.

Rom wirkt wie eine von Architekten konzipierte Tastatur, auf der das Leben, einem begabten Pianisten gleich, die Symphonie des Erwachens spielt. Kleine weiße Rauchwolken steigen überall dort in die kühle Luft empor, wo jemand ein Feuer entzündet hat. Sei es, um zu kochen, in den Tempeln Riten zu zelebrieren, die großen Öfen der Thermen zu heizen oder in den Werkstätten mit der Arbeit zu beginnen.

Und dann sind da noch die Mauern. Rom ist zu jener Zeit noch aus Backsteinen erbaut. Erst Oktavian, der zukünftige Kaiser Augustus, wird es in eine Marmorstadt, wie er selbst gern sagen wird, verwandeln. Doch man nimmt heute an, dass die Backsteinmauern schneeweiß verputzt waren, sodass die Stadt im Licht der aufgehenden Sonne hell erstrahlt. Ein Licht, das wie gleißende Nebelschwaden langsam in die Gassen vordringt, die immer noch im Halbdunkel liegen. In einer dieser Gassen versucht ein Mann, dem Rinnsal auszuweichen, das sich über den festgestampften Erdboden schlängelt. Über seinem Kopf knarren hölzerne Fensterflügel, die beim Öffnen heftig gegen die Wand schlagen. Glasfenster sind eine echte Seltenheit und dem einfachen Volk sicher weitgehend fremd. Der Mann beschleunigt seinen Schritt. Sobald die Fenster offen sind, kippen die Bewohner nämlich oft den Inhalt ihrer Nachttöpfe auf die Straße, und das weiß er nur zu gut. Jahrhundertelang ist im Okzident eine Toilette in der eigenen Wohnung ein Luxus, den sich nur Reiche leisten können. In Rom leben diese Herrschaften in den noblen unteren Etagen, wo es auch fließendes Wasser gibt. Ein wertvolles Gut, das sich nur im Zuhause einiger weniger Glücklicher findet (meist bei aristokratischen Familien, vermögenden Männern oder solchen mit guten Beziehungen zur Stadtverwaltung).

Das gemeine Volk hingegen drängt sich in den oberen Stockwerken in kleinen Mietwohnungen zusammen, wo weder Toiletten noch fließendes Wasser vorhanden sind. In der subura, dem ärmsten Viertel Roms, ist es sogar üblich, Zimmer unterzuvermieten. Nicht selten wird ein Raum mehrmals unterteilt, beispielsweise mit Tüchern, damit weitere Menschen dort wohnen können.

In Rom ist der private Zugang zu Wasser nur wenigen Bewohnern vorbehalten. Andererseits ist Wasser ein öffentliches Gut, an dem es nie mangelt und das an vielen Orten reichlich zur Verfügung steht. Allerdings muss man es sich von den Straßen holen, in denen unzählige öffentliche Brunnen strategisch verteilt sind. Die Distanz zwischen zwei Brunnen ist nie allzu groß, damit niemand seine Eimer und Krüge voll Wasser weit schleppen muss. Ein engmaschiges Verteilungssystem, mithilfe dessen die größte Stadt des Okzidents ihren Durst stillen kann.

Vielleicht liegt Roms eigentliches Geheimnis darin, dass es der Stadt gelingt, fast eine Million Einwohner mit Wasser zu versorgen. Rom wird im Laufe der Geschichte viele Beinamen tragen wie Caput Mundi, der »Nabel der Welt«, oder Ewige Stadt. »Alle Wege führen nach Rom«, so heißt es. Aber nur wenige wissen, dass Rom auch Regina Aquarum genannt wurde, »Königin der Wasser«, weil Wasser im antiken Rom im Überfluss vorhanden war.

Unmittelbar nach der Zeit, in der unsere Geschichte spielt, erhält die Stadt dank ihrer elf Aquädukte täglich eine Million Liter fließendes Wasser! Eine Menge, die erst in der Moderne, genauer gesagt im Jahr 1964, wieder erreicht und sogar übertroffen wird. Aber man darf nicht vergessen, dass Rom zur Kaiserzeit, vor allem unter der Herrschaft der Adoptivkaiser (Antoninische Dynastie, 98 bis 180 n. Chr.), etwas mehr als eine Million Einwohner hatte. Dagegen leben heute mehr als doppelt so viele Menschen in der italienischen Hauptstadt. Da ist schnell klar, dass damals jedem Einwohner doppelt so viel Wasser zur Verfügung stand wie heute.

Der Mann hat nun das Ende der Gasse erreicht. Er bleibt an einem Brunnen stehen und trinkt. Nachdem er sich den Mund mit dem Handrücken abgewischt hat, setzt er seinen Weg fort. Plötzlich ertönt hinter ihm ein Schrei, dem laute Verwünschungen auf Latein folgen. Ein Pechvogel hat den Inhalt eines Nachttopfs abbekommen. Heute mag uns diese Szene zum Schmunzeln bringen, aber damals galt ein solches Vorkommnis als Straftat. Im römischen Rechtssystem gab es ein Gesetz, das diese spezifische Art von »Luftverschmutzung« als Verbrechen einstufte und je nach Ausmaß des Schadens an Tuniken, Togen und natürlich an der Person ein bestimmtes Strafmaß vorsah.

Obwohl die Sonne erst vor wenigen Minuten aufgegangen ist, sind bereits viele Menschen in den Straßen unterwegs. Es sind größtenteils Sklaven und Bedienstete, die schon am frühen Morgen ihre Aufgaben erledigen müssen. Dick vermummt und steif vor Kälte umrunden sie die vielen Pfützen. In der vergangenen Nacht hat ein Sturm mit Blitz, Donner und Windböen gewütet. Der Boden ist mit Körben, Blumentöpfen (damals schon weit verbreitet) und anderen Gegenständen übersät, die der Wind von Dächern und Balkonen gefegt hat. Die von den Wäscheleinen gerissenen Kleidungsstücke haben sich im Matsch in schmutzige Lumpen verwandelt. Noch lässt der Frühling auf sich warten.

Eines wird klar: Rom war damals noch nicht die imposante und prunkvolle Stadt, die wir aus Filmen und Romanen kennen. Es ist ärmer, einfacher, sogar ein bisschen »provinziell«. Bauwerke und Architektur sind noch weit weniger majestätisch als einige Jahrzehnte später. Die chaotische, dicht bevölkerte Stadt mit ihrem Gewirr aus engen Gassen und den hohen, oft einsturzgefährdeten Gebäuden wirkt eher bescheiden, fast »mittelalterlich«. Zum Trocknen aufgehängte Wäsche verziert die Fassaden mit Farbtupfern. Die Straßen aus gestampftem Erdreich, durch das Rinnsale von undefinierbaren Flüssigkeiten fließen, sind voller Leben. Lachende und lärmende Kinder rennen zwischen den Häusern umher. Viele Römer beklagen sich über den Zustand der Straßen in der Ewigen Stadt, vor allem über die clivi, die steil ansteigenden Straßen. Im Sommer zu staubig und im Winter zu schlammig, stellen sie ein großes Problem dar. Julius Cäsar höchstpersönlich gab den Befehl, sie pflastern zu lassen. Der allerdings wird nie ausgeführt. Warum, wird uns dieser Tag noch zeigen.

(Continues…)


Excerpted from "Kleopatra"
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