Zehn Wünsche bis zum Horizont: Roman

Zur größten Brücke der Welt reisen, Gitarre spielen lernen, die Flügel ausbreiten und losfliegen … So viele Dinge wollte Lucy tun, wenn sie erwachsen ist. Doch dazu kommt es nicht. Sie stirbt mit vierzehn Jahren bei einem Autounfall.
Siebzehn Jahre später hält Maggie die Liste mit Lucys Träumen in den Händen. Sie hat es Lucy zu verdanken, dass sie lebt, denn Lucys Herz schlägt in Maggies Brust. Als Trägerin eines Spenderherzen weiß Maggie, dass Zeit ein kostbares Gut ist. Sie macht sich auf die Reise, um die Wünsche des Mädchens zu erfüllen — und erfährt, dass man reich beschenkt wird, wenn man gibt.

"Das Buch ist eine tolle Urlaubslektüre, in der es nicht nur um zweite Chancen, die Liebe und Lebensträume geht, sondern auch um das wichtige Thema "Organspende"." Münsterland Zeitung

"Inspirierend! Und wunderbar geschrieben." Irish News

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Zehn Wünsche bis zum Horizont: Roman

Zur größten Brücke der Welt reisen, Gitarre spielen lernen, die Flügel ausbreiten und losfliegen … So viele Dinge wollte Lucy tun, wenn sie erwachsen ist. Doch dazu kommt es nicht. Sie stirbt mit vierzehn Jahren bei einem Autounfall.
Siebzehn Jahre später hält Maggie die Liste mit Lucys Träumen in den Händen. Sie hat es Lucy zu verdanken, dass sie lebt, denn Lucys Herz schlägt in Maggies Brust. Als Trägerin eines Spenderherzen weiß Maggie, dass Zeit ein kostbares Gut ist. Sie macht sich auf die Reise, um die Wünsche des Mädchens zu erfüllen — und erfährt, dass man reich beschenkt wird, wenn man gibt.

"Das Buch ist eine tolle Urlaubslektüre, in der es nicht nur um zweite Chancen, die Liebe und Lebensträume geht, sondern auch um das wichtige Thema "Organspende"." Münsterland Zeitung

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Zehn Wünsche bis zum Horizont: Roman

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Overview

Zur größten Brücke der Welt reisen, Gitarre spielen lernen, die Flügel ausbreiten und losfliegen … So viele Dinge wollte Lucy tun, wenn sie erwachsen ist. Doch dazu kommt es nicht. Sie stirbt mit vierzehn Jahren bei einem Autounfall.
Siebzehn Jahre später hält Maggie die Liste mit Lucys Träumen in den Händen. Sie hat es Lucy zu verdanken, dass sie lebt, denn Lucys Herz schlägt in Maggies Brust. Als Trägerin eines Spenderherzen weiß Maggie, dass Zeit ein kostbares Gut ist. Sie macht sich auf die Reise, um die Wünsche des Mädchens zu erfüllen — und erfährt, dass man reich beschenkt wird, wenn man gibt.

"Das Buch ist eine tolle Urlaubslektüre, in der es nicht nur um zweite Chancen, die Liebe und Lebensträume geht, sondern auch um das wichtige Thema "Organspende"." Münsterland Zeitung

"Inspirierend! Und wunderbar geschrieben." Irish News


Product Details

ISBN-13: 9783959677172
Publisher: HarperCollins
Publication date: 10/09/2017
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 400
File size: 897 KB
Language: German

About the Author

Emma Heatherington liebt romantische Komödien, Rotwein, gemütliche Abende vor dem Kamin, Musicals und Nashville. Sie schreibt nicht nur Bücher, sondern auch Drehbücher, Songs und Theaterstücke und lebt mit ihrem Partner, dem Künstler und Singersongwriter Jim McKee, und ihren fünf Kindern in Donaghmore, Irland.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Ich sterbe.

Ich ertrinke, oder vielleicht ist es ein Herzinfarkt. Woran es auch liegen mag, ich bekomme keine Luft, und diesmal sterbe ich wirklich. Welche Ironie des Schicksals, wenn ich ausgerechnet heute sterben würde ...

O Gott, bitte hilf mir.

Ich setze mich in meinem brandneuen Bett auf, sinke aber unwillkürlich zurück aufs Kissen, die Augen, die ich einfach noch nicht öffnen kann, zusammengekniffen, weil mein zitternder Körper mehr Zeit benötigt, um sich von meiner letzten "Soloparty" zu erholen.

Das ist kein normaler Kater. Verdammt, nein. Mein Kopf fühlt sich an wie eine Bowlingkugel, den ausgetrockneten Mund bekomme ich nicht auf, und das Handy klingelt wie blöde. Ich wünschte, der Anrufer würde einfach aufgeben, denn ich will mit niemandem reden.

Nicht mit Flo, nicht mit meinen Eltern, nicht mit meinem Chef und garantiert nicht mit meinem erbärmlichen Ehemann.

Ich kann mir jetzt wirklich keine Vorträge, kein "Ich hab's dir doch gesagt" anhören, nicht heute, ganz besonders nicht heute, bitte nicht. Außerdem ... kann ich mich nicht daran erinnern, wo ich gestern Abend war oder was ich getan habe, und das macht mir Angst. Ich habe solche Angst, zu erfahren, was gestern Abend passiert ist, wenn ich ans Telefon gehe, denn damit könnte ich jetzt überhaupt nicht umgehen.

Habe ich Mist gebaut? Habe ich die Wohnung verlassen? Ich weiß es nicht mehr!

Nein, das habe ich nicht getan. Garantiert nicht. Diesmal nicht.

Zu meiner Erleichterung stellen sich lückenhafte Erinnerungen daran ein, wie ich den Fernseher ausgeschaltet habe und im Schlafanzug ins Bett gewankt bin (immer ein gutes Zeichen, wenn man im Schlafanzug aufwacht), also kann ich doch nicht allzu viel Schaden angerichtet haben, oder?

Es sei denn, ich hätte jemandem geschrieben, wie mies es mir geht, oder meinen Kummer auf Facebook geteilt. Bitte nicht! Oder schlimmer noch: Ich könnte ihm geschrieben haben.

Oh, warum mache ich so was immer? Das war nicht ich, das war der Wein. Um Himmels willen, Maggie, krieg dein Leben in den Griff!

Aber ich bekomme es nicht in den Griff, und das Handy hört einfach nicht auf zu klingeln. Warum können die mich nicht in Ruhe lassen? Ich will mit niemandem reden, und ich kann mich einfach nicht dazu überwinden nachzusehen, wer mich aus meinem alkoholseligen Tiefschlaf gerissen hat, also schubse ich das Handy von seinem Stammplatz auf dem Nachtschränkchen und sehe erleichtert zu, wie es auf den Schlafzimmerboden prallt und in drei Teile auseinanderfällt – Vorderseite, Rückseite und Akku.

Na bitte. Endlich still.

Doch mein Schädel, der vom Flüssigkeitsentzug mörderisch wehtut und von den Stimmen meiner Lieben widerhallt, lässt mich nicht vergessen, dass ich in letzter Zeit keinen inneren Frieden finde, egal, wie still es hier ist.

"Geht es dir wirklich gut, Maggie? Wir machen uns große Sorgen, dass du mit diesem Stress nicht fertigwirst." (Mein/e Mutter/Vater – Unzutreffendes bitte streichen.)

"Zieh doch für eine Weile zu mir. Ich habe ein Gästezimmer." (Meine beste Freundin Flo.)

"Willst du dich umbringen oder was? Reiß dich zusammen, Maggie!" (Mein stets mitfühlender Bruder John Joe.)

"Was? Ach, Maggie! Warum musst du denn schon wieder von zu Hause aus arbeiten?" (Mein/e Chef/Kollegen.)

"Irgendwann musst du die Vergangenheit ruhen lassen, Mags! Komm drüber weg! Komm über dich und mich weg!" (Mein Mann, ich meine, mein Exmann Jeff.)

"Du musst wirklich aufhören, so viel zu trinken. Das bringt dich nicht weiter." (Alle oben Genannten.)

Ich sollte wirklich aufhören zu trinken. Ich sollte aufhören, ihnen allen aus dem Weg zu gehen.

Ich sollte mich ihren Sorgen stellen oder zumindest zugeben, dass ich natürlich eine beschissene Zeit durchmache wegen dieser ganzen Trennungsgeschichte, und ja, ich weiß, dass meine Arbeit darunter leidet, und ja, ich muss mich zusammenreißen und wieder auf Spur kommen, aber ich bin einfach noch nicht so weit. Noch nicht.

Ach du lieber Gott, nicht auch noch das Festnetztelefon! Mein unbekannter Anrufer ist verdammt hartnäckig!

"Stopp! STOPP!", schreie ich in die Leere meiner neuen Wohnung.

Das glänzende, anonyme IKEA-Mobiliar weckt in mir den Wunsch, alles zu zertrümmern; ich könnte aus der Haut fahren oder wenigstens unter die Bettdecke kriechen, wo ich nicht ständig daran erinnert werde, dass dies jetzt meine Wohnung ist, sich aber nicht wie zu Hause anfühlt. Ich fühle mich nicht wie ich selbst.

Ich weiß nicht mehr, wer zum Teufel ich eigentlich bin.

Ich bin allein, "getrennt", verzweifelt und unglücklich, in einem trüben, trunkenen Schwebezustand zwischen der Ehe und der gefürchteten Scheidung gefangen, und ich habe keine Ahnung, wer ich bin oder was von mir erwartet wird.

"Bitte, hör auf, mich anzurufen! Bitte, hör auf!", schluchze ich in das weiche neue Kopfkissen, das nach Lavendel riecht – ein Tipp meiner Mutter, damit ich besser einschlafen kann, aber von diesem Geruch wird mir nur übel.

"Das ist viel besser als Wein, Liebes", sagte sie, aber woher will sie das wissen? Sie ist schon ihr ganzes Leben lang abstinent.

Das Telefon läutet weiter, das Geräusch bohrt sich in meinen angeschlagenen Schädel, und ich stelle mir vor, dass der Anrufer sich vorgenommen hat, "für die arme Maggie da zu sein" und bei jeder unerwarteten Wendung nach mir zu sehen.

Haben die kein eigenes blödes Leben? Bombardiere ich sie etwa jedes Mal, wenn sie abkacken, mit Anrufen und Sorge? Nein, das mache ich nicht.

Andererseits kacken sie eigentlich auch nicht ab.

Und dann wird mir klar, dass heute Montag ist. Verdammt. Es ist Montag.

Ich weiß nicht, wie spät es ist oder ob ich schon bei der Arbeit sein sollte. Normalerweise wäre ich längst panisch unter die Dusche gestürmt und würde darum beten, dass die Zeit stillsteht, damit ich pünktlich zu meinem nächsten Termin komme oder ins Büro hetzen und alle davon überzeugen kann, dass es mir gut geht, aber heute ... heute ist es anders.

Es ist mir egal, ob ich zu spät komme, weil ich anderswohin muss, auch auf die Gefahr hin, dass ich meinen Job verliere. Womit zweifellos demnächst zu rechnen ist, aber was ich heute vorhabe, ist viel wichtiger. Ich hasse meine Arbeit. Im Moment hasse ich sowieso alles, aber am meisten hasse ich Jeff und seine neue Freundin, und dass er mich in diese leere Hülle verwandelt hat, verzweifelt, ausgehöhlt, alkoholbenebelt und traurig.

Erneut setze ich mich auf und konzentriere mich.

Das Telefon klingelt nicht mehr. Es gibt doch einen Gott.

Langsam schlage ich die Augen auf, stütze mich mit den Händen ab und überlege, was ich anziehen soll, aber eigentlich ist mir auch das egal.

Es ist Zeit zu gehen. Zeit, mit Lucy Harte zu reden.

Es ist seltsam, jemandem aus tiefster Seele zu danken, wenn man denjenigen nicht sehen kann, ihm nie begegnet ist, wenn derjenige einen nicht hören kann und keine Ahnung hat, wer man ist.

Ich schätze, es ist ein bisschen so, als würde man mit Gott sprechen. Es erfordert Glauben und Vertrauen, und so befinde ich mich jetzt, eine Stunde nach meinem neuesten Anfall von akuter Einsamkeit, in einer Kirche, entzünde Kerzen, spreche Gebete und danke Lucy Harte für mein Leben – und sie kann kein Wort davon hören.

Ich hoffe, sie ist hier irgendwo, schwebt unsichtbar wie ein kleiner Engel mit lächelndem Gesicht über mir und bekommt alles mit, froh darüber, dass sie mir einen Teil des Lebens geschenkt hat, das sie hinter sich ließ.

Ich spreche gern mit Lucy, auch wenn es nur im Stillen ist, nicht laut, auch wenn ich nur einmal im Jahr Gelegenheit habe, richtig aus dem Nähkästchen zu plaudern, wie man so schön sagt. Ich denke jeden Tag an sie, aber am stärksten verbunden fühle ich mich ihr immer an diesem Datum.

Ich spreche mit ihr wie mit einer alten Freundin. Na ja, sie ist auch eine alte Freundin, wenn man bedenkt, dass unsere Unterhaltungen heute auf den Tag genau seit siebzehn Jahren stattfinden. Nicht viele Freundschaften halten so lange, besonders wenn sie wie unsere ganz und gar einseitig sind.

Nicht mal meine Ehe hat so lange gehalten – siebzehn Monate und zehn Tage, um genau zu sein –, aber andererseits war die ebenfalls eine ziemlich einseitige Angelegenheit.

Ich wollte mit ihm verheiratet sein. Er wollte nicht mit mir verheiratet sein. Ziemlich simpel, wenn man es so betrachtet.

"Elizabeth Taylor war achtmal verheiratet und hatte sieben verschiedene Ehemänner", rief mein Vater mir in Erinnerung, als ich ihm erzählte, dass Jeff mich verlassen hatte. "Und du bist sogar noch schöner als Elizabeth Taylor, das habe ich immer schon gesagt, ich würde mir also wegen diesem verfluchten Jeff Pillock keine grauen Haare wachsen lassen."

Ja, Pillock. Sein Nachname ist ein Synonym für Schwachkopf. Zum Glück habe ich meinen Namen behalten.

Er ist ein klitzekleines bisschen voreingenommen, mein Dad, aber andererseits bin ich seine einzige Tochter. Da muss er so nette Sachen sagen. Das ist sozusagen sein Job.

Meine Mutter dagegen hat ein bisschen traditioneller reagiert.

"Aber er kann dich doch nicht einfach verlassen!"

"Er kann, und er hat", erwiderte ich.

"Aber doch nicht so schnell!", sagte sie konsterniert, als wir beide tagelang bei ihr in der Küche unbeherrscht in unsere Teetassen schluchzten. Gleich darauf prophezeite sie Jeff ein unglückliches Leben ohne mich und behauptete, das Karma werde ihn eines Tages noch in seinen bedauernswerten Hintern treten. "Die Ehe ist heutzutage so ein Wegwerfartikel. Das ganze Geld für das Hotel und die eleganten Kleider zum Fenster rausgeworfen. Skandalös. Versprechen und Träume einfach zum vermaledeiten Fenster rausgeworfen."

Natürlich hat sie recht. Er hat all die Versprechen und Träume einfach aufgegeben, bevor überhaupt echte Lebenshürden aufgetaucht waren. Und was das Geld angeht ... Ich will gar nicht daran denken, was unsere Hochzeit gekostet hat. Sie war wundervoll, hat sich aber für siebzehn Monate und zehn Tage eigentlich nicht gelohnt.

Es ist kalt in der Kirche, und ich ziehe die Jacke enger um mich. Außer mir sind noch eine paar andere hier, hauptsächlich ältere Leute, deren Geflüster wie Pfeifen klingt, während sie mit fest um die runzligen Hände gewickelten Rosenkränzen beten.

Ich schließe die Augen und konzentriere mich wieder auf Lucy. Heute ist unser besonderer Tag. Heute ist der Tag, an dem sie mir mein Leben schenkte, ein Leben, so kostbar, dass ich jedes Mal daran erinnert werde, wenn ich ihr Herz in meiner Brust schlagen spüre. Der Liebeskummer, den ich im Augenblick habe, erinnert mich, so qualvoll er auch ist, an das Geschenk des Lebens, das ihre Familie mir machte, als sie mir vor siebzehn Jahren ihr Herz spendete.

Ich möchte Lucy für alles danken, woran ich mich während des Dreißig-MinutenZeitfensters erinnere, das ich mir für diesen Anlass zugestehe. Es ist wichtig für mich, ihr jedes Jahr an diesem besonderen Tag und um diese Uhrzeit zu danken. Damit komme ich einer positiven Lebenseinstellung so nahe, wie es mir möglich ist, bleibe geistig gesund und zuversichtlich.

Ich versuche, mich auf die guten Zeiten in den zwölf Monaten seit unserer letzten Unterhaltung zu konzentrieren, und lächele unwillkürlich über die Ironie. Die guten Zeiten sind nicht so leicht zu finden, das könnt ihr mir glauben – aber nach einer Weile sprudeln sie doch aus mir heraus, im Stillen natürlich. Die alten Leute, die mit geschlossenen Augen in der Nähe sitzen, wollen sich bestimmt nicht meine Lebensgeschichte anhören, und ich finde einen eigenartigen Trost in den Gedanken, die ich mir zu ihrem monotonen Gemurmel mache.

Ich danke Lucy für meine Beförderung im Januar, die megacool war und bedeutet, dass am Monatsende tatsächlich Geld übrig bleibt und ich Ersparnisse habe. Echte Ersparnisse. Mein Vater hat immer gesagt, ich könnte mein Geld nicht zusammenhalten – entweder würde ich einfach alles ausgeben oder davon alle möglichen Geschenke für Hinz und Kunz kaufen, aber jetzt, wo ich tatsächlich auf mich allein gestellt bin in der bösen weiten Welt, habe ich angefangen, etwas für schlechte Zeiten zurückzulegen.

Ich danke ihr für meine Wohnung. Allmählich gewöhne ich mich daran, wieder allein zu leben (das ist so was von gelogen, aber ich sage es mir immer wieder, und eines Tages wird es wahr sein). Ich habe sogar einen Garten. Na ja, einen Blumenkasten auf der Fensterbank und einen kleinen überdachten Balkon mit Topfpflanzen, das reicht mir fürs Erste. Ich schaffe es in letzter Zeit kaum, mich um mich selbst zu kümmern, geschweige denn um einen Garten mit Unkraut und einem Rasen und anderen lebenden Dingen.

Dann komme ich zum besten Teil, wo ich ihr von all dem Mist erzähle, der letztes Jahr passiert ist und mein einst so verdammt schönes Leben auf den Kopf gestellt hat.

Ich erzähle ihr von dem Abend, an dem ich mich vor der Familie meines mittlerweile Exmannes zum Affen gemacht habe, indem ich nach deutlich zu viel Prosecco mit der Krawatte seines Vaters und hochgezogenem Rock Britney Spears' Hit Me Baby One More Time sang – mit der kompletten Choreografie. Ich mag gar keinen Prosecco. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht mal, ob ich Britney Spears eigentlich mag. Weiß der Himmel, woher die Idee kam, sie zu imitieren.

Ich habe das Gefühl, jener Abend war der Anfang vom Ende für Jeff und mich. Wer weiß? Mittlerweile habe ich mehr oder weniger alles, was mir einfiel, dafür verantwortlich gemacht und kapiere es noch immer nicht. Aber geben wir fürs Erste Britney und dem Prosecco die Schuld.

Ich erzähle von meinen letzten Monaten als Jeffs Frau, in denen ich im Wesentlichen a) sein Telefon kontrollierte und b) fand, was ich nicht sehen wollte, und ich bete zu Lucy, sie möge mir helfen, zu akzeptieren, dass er jetzt mit ihr zusammen ist, mit der, derentwegen er mich vor gerade einmal zehn Wochen verlassen hat. Sie heißt Saffron, ist Flugbegleiterin und lispelt, und sie haben sich auf Facebook kennengelernt. Wirklich reizend.

Das ist alles, was ich bis jetzt weiß, obwohl ich mich in Vollzeit der Mission verschrieben habe, ihr durch Stalken in den sozialen Netzwerken auf die Spur zu kommen, aber ihre verdammten Seiten sind alle privat, und ich habe nur herausgefunden, dass sie Katzen mag. Das freut mich. Jeff ist allergisch gegen Katzen – er bekommt davon Ausschlag. Großartig.

"Sie muss etwas falsch gemacht haben", hörte ich Mum vor einer Weile zu Dad sagen, als sie dachte, ich könne sie nicht hören, während ich in Wirklichkeit in der Küche lauschte. "Ein Mann verlässt seine Frau doch nicht ohne Grund. Da muss etwas gewesen sein."

Die Logik meines Vaters warf auch diesmal ein anderes Licht auf die Sache.

"Ich konnte ihn sowieso nie leiden", sagte er hinter seiner Zeitung. "Seine Haare sind gefärbt, weißt du das? Komisches Schwarz-Braun. Ich könnte nie einem Mann vertrauen, der sich die Haare färbt, schon gar nicht in der Farbe von Kuhdung. Und er trägt Absätze an den Schuhen."

Mein Vater ist echt auf Zack. Jeff färbt sich tatsächlich die Haare und er hat einen speziellen Schuster, zu dem er immer geht, wenn er neue Schuhe kauft.

"Jeff? Absätze? Bist du sicher, Robert? Das ist mir gar nicht aufgefallen."

"Ja, Absätze", sagte Dad. "Sagen wir mal so: Ein Mann, dem dort Zentimeter fehlen, dem fehlen sie wahrscheinlich auch an anderer Stelle. Nee. Konnte ihn nie leiden. Soll er doch machen. Unsere Maggie spielt weit oberhalb seiner Liga."

Von Saffron, der Flugbegleiterin, habe ich meinen Eltern nicht erzählt und werde es vermutlich auch nie tun. Das würde meine Mutter fertigmachen, und das kann ich gerade gar nicht brauchen. Sie mag sich fragen, ob irgendetwas daran meine Schuld war, aber sie gehört noch zur alten Schule und ist ziemlich naiv, was moderne Lebensweisen angeht. Sie würde nie verstehen, wie Jeff sich in eine Frau verlieben konnte, die er nur einmal in einem nach Schweiß riechenden Fitnessstudio getroffen hatte und dann mit Privatnachrichten auf Facebook umwarb, während ich noch unsere Hochzeitsfotos bewunderte und Namen für unsere zukünftigen Kinder aussuchte.

Anstatt meinen Eltern den wahren Grund für das grandiose Scheitern meiner Ehe zu verraten, schütte ich mein Herz einem mit vierzehn gestorbenen Mädchen aus, genau wie jedes Jahr an diesem Tag um diese Uhrzeit, während der Rest der Welt Kinder zur Schule fährt, im Berufsverkehr zur Arbeit pendelt oder zum Frühstücksfernsehen Kaffee trinkt.

Ich erzähle das alles Lucy Harte, einem Mädchen, das ich nie kennengelernt habe, das mir aber eine zweite Chance verschafft hat, obwohl sie nicht einmal von meiner Existenz weiß. Ich bete für ihre Familie, wo sie auch sein mag, ich danke diesen Leuten mit meinem ganzen geborgten Herzen für den Tag, an dem sie der Organspende zustimmten.

(Continues…)



Excerpted from "Zehn Wünsche bis zum Horizont"
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Copyright © 2017 Emma Heatherington.
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