Die Emigrationen muslimischer Bevolkerungen aus Sudosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert gehoren zu den nur wenig erforschten Themen sudosteuropaischer Migrationsgeschichte. Nicole Immig beschaftigt sich erstmals systematisch mit der Situation von Muslimen in Griechenland im Zeitraum von 1878 bis 1897 und deren Beweggrunden fur einen Verbleib in der Region bzw. fur eine Emigration in das Osmanische Reich. Am Beispiel der ehemaligen osmanischen Provinzen Arta und Thessalien im heutigen Mittelgriechenland untersucht sie in ihrer Studie die politische, gesellschaftliche und soziookonomische Situation von Muslimen nach den territorialen Umwalzungen im Rahmen des Berliner Kongresses. Sie zeigt auf, inwieweit und auf welche Art und Weise Muslime nach der Angliederung der Region an das griechische Konigreich an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft partizipierten und warum sich viele letztendlich doch zu einer Emigration entschlossen. Dazu nimmt sie erstmals die lokale, die regionale und die staatliche Ebene in den Blick und verwertet bisher uneingesehenes Quellenmaterial aus staatlichen, regionalen und lokalen Archiven Griechenlands und weiterer europaischer Lander.